Arbeitsmarkt vor rasanter Talfahrt
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Vergebliche Hoffnung:Arbeitsmarkt vor rasanter Talfahrt

Vergebliche Hoffnung auf rasche Wirtschaftserholung
Arbeitsmarkt vor rasanter Talfahrt

Die Schweizer Wirtschaft hat sich im Lockdown zwar respektabel geschlagen. Doch die ersten Erholungszeichen versprechen keinen Frühling. Arbeitsmarkt und Exportwirtschaft müssen durch ein längeres Tal, bis gegen Ende 2021 wieder ein echter Aufschwung möglich ist.
Publiziert: 09.06.2020 um 23:07 Uhr
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Aktualisiert: 10.06.2020 um 07:35 Uhr
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Bis sich Einheimische in der Schweiz wieder über Overtourism beklagen können, wird es länger dauern.
Foto: Siggi Bucher
Claudia Gnehm

Restaurants sind wieder offen, auch Schulen und Bergbahnen. Sogar Ferien ennet der Grenze sind in Griffnähe. Und die Arbeitslosenquote hat sich im Mai gegenüber April nur von 3,3 auf 3,4 Prozent erhöht. «Die Binnenwirtschaft ist nach dem Corona-Lockdown rascher in die Gänge gekommen als befürchtet», teilte heute das Staatssekretariat für Wirtschaft mit. Es scheint auf den ersten Blick so, als ob die Wirtschaft zu einer raschen Erholung ansetzt, die Konjunktur wegen der Corona-Krise einen V-Verlauf erlebt. Also ein tiefer Absturz, gefolgt von einem steilen Aufstieg.

Doch jetzt zeigen Konjunkturdaten immer deutlicher: Der ersehnte V-Verlauf kommt nicht. Vielmehr erwartet uns «nach einer raschen Teilerholung über den Sommer ein beschwerlicher Weg zurück», wie der Chefökonom des Wirtschaftsdachverbands Economiesuisse, Rudolf Minsch (52), am Dienstag sagte. Nicht nur werde die exportorientierte Wirtschaft durch die schwache internationale Nachfrage belastet – Deutschlands Exporte brachen im April um einen Drittel ein. Auch der Binnenmarkt, der sich bisher gut gehalten habe, werde sich abschwächen, sobald die Corona-Massnahmen ausliefen.

Kurzarbeit ohne Rückkehr in Betrieb

«Der private Konsum ist bisher in der Schweiz unter anderem wegen der rasch ausbezahlten Kurzarbeitslöhne weniger stark eingebrochen als anderswo», erklärt Minsch. Zudem hätten rund 40 Prozent der Arbeitgeber den Angestellten die Differenz des 80-Prozent-Kurzarbeitslohns zum vollen Lohn ausbezahlt. «Darum erlitten viele Arbeitnehmende kaum Lohneinbussen.»

Allerdings hat sich das Umfeld gewandelt: Zu Beginn der Corona-Krise verlangsamte sich der Wirtschaftsmotor wegen Angebotsproblemen, wie etwa Lieferengpässen. Doch nun gerät der Motor wegen der sinkenden Nachfrage ins Stottern. Die Maschinen-Elektro- und Metallindustrie erwartet wegen des Investitionsstopps in der EU, den USA und in Lateinamerika den Tiefpunkt gar erst in der zweiten Jahreshälfte.

In der Folge müssen Firmen Kapazitäten abbauen. «Etliche Angestellte, die jetzt auf Kurzarbeit sind, werden nicht mehr in den Betrieb zurückgeholt werden», befürchtet Minsch. Die Arbeitslosenquote werde bis Ende Jahr Schritt für Schritt auf 3,8 Prozent steigen. Nächstes Jahr sei eine starke Zunahme auf 4,3 Prozent zu erwarten. Am wenigsten Sorgen machen müssen sich Angestellte der krisenresistenten Pharma- und Chemiebranche sowie Staatsangestellte.

Wachstum auf tiefem Niveau

Die düsteren Aussichten decken sich mit dem neusten Arbeitsmarktbarometer von Manpower. Danach beabsichtigen die Arbeitgeber in sechs von sieben Schweizer Regionen, im dritten Quartal 2020 die Zahl ihrer Mitarbeitenden zu senken – Ausnahme ist die Ostschweiz. Besonders pessimistisch sind Gastronomie und Baubranche.

Für dieses Jahr erwartet Economiesuisse, dass die Wirtschaft um 5,4 Prozent schrumpft. Nächstes Jahr soll das Bruttoinlandprodukt (BIP) um 4,1 Prozent zulegen. Minsch betont, trotz der Zunahme werde das BIP auch Ende 2021 tiefer sein als 2019. Rasche Erholung tönt anders.

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