Varoufakis' Skandal-Akte
Zum Schluss zeigte ihm Tsipras den Finger

Der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis ist weg. Seine Karriere war kurz und skandalträchtig. Eine Übersicht über seine grössten Patzer.
Publiziert: 06.07.2015 um 10:02 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2018 um 19:10 Uhr
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Der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis (54) tritt zurück. An Konferenzen fuhr er üblicherweise mit seinem Motorrad und erhielt so den Ruf des Bruce Willis unter den Politikern.
Foto: Keystone

Sein Amtsantritt sagte schon viel über den weiteren Karriereverlauf von Yanis Varoufakis (54) aus. Denn er verkündete nach dem Wahlsieg der Regierungspartei Syriza auf Twitter seine Ernennung zum Finanzminister auf eigene Faust. Das, bevor Premierminister Alexis Tsipras überhaupt eine offizielle Mitteilung verfassen konnte.

Bruce Willis der Politiker

Varoufakis fiel immer wieder wegen seines für einen Minister aussergewöhnlichen Styles auf. Er trägt gern lange, schwarze Mäntel und verzichtet konsequent auf Krawatte. Dem blieb er sogar auf seinem Staatsbesuch in England treu. Zu Treffen fährt er nicht etwa mit Staatslimousinen, sondern mit seinem eigenen Motorrad.

Umstrittene Home-Story

Für Spott sorgte eine Home-Story im französischen Klatschblatt «Paris Match». Im März lichtete das Magazin Varoufakis zusammen mit seiner Frau bei einem üppigen Brunch auf seiner Terrasse ab. In der schwelenden Finanzkrise waren besonders die Griechen nicht über den Selbstdarsteller Varoufakis erfreut.

Der Stinkefinger

Ein Sturm der Entürstung löste der Finanzminister mit seinem Stinkefinger-Video in Deutschland aus. Günther Jauch zeigte in seiner ARD-Talksendung ein YouTube-Video, auf dem Varoufakis die freche Geste angeblich gegen Deutschland gerichtet hatte. Fragwürdig war vor allem, dass Varoufakis in der Sendung noch von einer Fotomontage gesprochen hatte, später aber zugab, dass das Video echt sei. Der Finger jedoch habe nicht Deutschland gegolten.

Heimliche Aufzeichnungen

Von Regeln schien Varoufakis allgemein nicht viel zu halten. So hat er laut einem Bericht der «New York Times» im Mai Verhandlungen mit den Euro-Finanzministern mitgeschnitten. Dementiert hat er das nie.

Kein Blatt vor dem Mund

Mit seiner Wortwahl stiess er seine Verhandlungspartner des öfteren vor den Kopf. So bezeichnete er die Sparpolitik der EU als «fiskalisches Waterboarding». Die Troika, bestehend aus Europäischer Zentralbank, EU-Kommission und Internationalem Währungsfonds, nannte er ein schäbiges, antieuropäisches Konstrukt. Er warf den Institutionen zudem «billige politische Tricks» vor und bezichtigte sie ab und zu der Lüge.

Rücktritt als Märtyrer

Seinen Rücktritt kündigte der Finanzminister per Twitter an. In einem Blogeintrag bezeichnet er seinen Rücktritt als Pflicht, um den Erfolg der weiteren Verhandlungen zu sichern. Varoufakis begründet seine Entscheidung damit, dass einige Geldgeber ihn nicht mehr am Verhandlungstisch sehen wollen, und sein Chef Tsipras das auch nicht zielführend fände. Der Skandalminister wurde letztlich gefeuert - ein passender Abgang. Er meint dazu: «Der Hass der Geldgeber erfüllt mich mit Stolz.» (ogo)

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