Vania Alleva führt ab Samstag die mächtigste Gewerkschaft
Vom «Tschingge-Meitli» zum Büezer-Boss

Die verstaubte Unia hat sich erneuert. Einen grossen Anteil daran hat Vania Alleva, die der Gewerkschaft ab Samstag alleine vorsteht.
Publiziert: 18.06.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 10:37 Uhr
Von Christoph Lenz

Lippenstift, Ohrstecker, modische Jeans. Vania Alleva (46) könnte gut als Sprachlehrerin durchgehen.

Kein Hinweis, nirgends, dass die in Bern lebende Zürcherin ab Samstag alleine die mächtigste Gewerkschaft des Landes führt, die Unia.

Ausgerechnet! – möchte man sagen. Wo das Image der 200000 Mitglieder starken Organisation doch bis heute von Schutzhelmen, staubigen Arbeitshemden und testosteronstarken Funktionären bestimmt wird.

Doch dieses Bild trügt. Seit der Fusion von GBI und Smuv 2004 stösst die Arbeitnehmerorganisation zunehmend in den Dienstleistungssektor vor. Teils ziemlich aggressiv und insgesamt sehr erfolgreich, rekrutiert sie Mitglieder im Detailhandel, in der Gastronomie und in der privaten Pflege. Der Mitgliederschwund in den traditionellen Bereichen wird durch Gewinne im neuen Sektor aufgefangen, ein zaghaftes Wachstum zeichnet sich ab.

Alleva hat massgeblich zu diesem strategischen Erfolg beigetragen. Insofern ist ihre Wahl vom Samstag durchaus folgerichtig. Mit Präsidentin Alleva kommt die Unia quasi endgültig im 21. Jahrhundert an, jenem der Dienstleistungswirtschaft.

Alleva weiss das. Und sie, die schon seit 2012 als Co-Präsidentin der Unia (mit Renzo Ambrosetti) wirkt, ist selbstbewusst genug, diese Karte zu spielen. «Ich stehe für die neue Unia. Weiblicher, vielfältiger, offen für Dienstleistungsberufe.»

Mangelnde Fabrik- oder Baustellenerfahrung macht sie mit ihrer Lebensgeschichte wett. Sie beschreibt sich selbst schon mal als «Tschingge-Meitli». Erzählt, wie ihre Lehrerinnen ihr den Gymi-Übertritt nicht zutrauten. Wegen ihres italienischen Elternhauses.

Sie schaffte es dann doch ans Gymi, wurde Mittelschullehrerin, unterrichtete am Liceo Italiano Zurigo und landete schliesslich als Journalistin bei der Gewerkschaftspresse.

Nicht zuletzt wegen dieser Biografie wird sie verehrt in der Unia. Auffällig wohlwollend äussert sich aber auch der politische Gegner: Er schätze Alleva, sagt etwa Arbeitgeber-Präsident Valentin Vogt.

Ob so viel Lob ist nicht verwunderlich, dass sich manche Gewerkschafter noch eine letzte Frage stellen: Kann die gute Vania auch hart?

Alleva nickt die Frage weg. «Ich kann auch auf den Tisch hauen», sagt sie.  Jetzt muss sie es nur noch beweisen. Gelegenheiten gibt es bei der Unia gewiss genug. 

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