Das bedingungslose Grundeinkommen stösst auf viel Gegenwind. Vor allem aus der Wirtschaft. So bezeichnet die Economiesuisse die Initiative als «illusionär». Auch ABB-Chef Ulrich Spiesshofer (52) hält das Grundeinkommen für den falschen Weg. Doch es gibt auch Ökonomen, die die Idee befürworten. Etwa der US-Amerikaner Robert Reich (69).
«Ohne Grundeinkommen wird es früher oder später nicht gehen», sagt der Ökonom im Interview mit dem «Tages-Anzeiger». Grund sei der technische Fortschritt. «In den nächsten 25 Jahren verschwinden wegen des technischen Fortschritts etwa die Hälfte der gut bezahlten Stellen».
Reich ist mit seiner These nicht alleine. Die Universität Oxford schätzt, dass in den USA gar in den nächsten 20 Jahren die Hälfte der Jobs verschwindet.
«Wir haben bereits gewonnen»
Für den Ökonomen ist das Grundeinkommen mehr als eine Existenzsicherung. «Gleichzeitig wird gewährleistet, dass die Menschen weiterhin konsumieren und damit die Wirtschaft am Laufen halten. Denn Roboter kaufen bekanntlich nicht die Produkte, die sie herstellen», sagt Reich.
Laut einer Umfrage des Forschungsinstituts Gfs ist das bedingungslose Grundeinkommen chancenlos. 51 Prozent der Befragten gaben an, bestimmt dagegen zu sein. 21 Prozent sind eher dagegen. Nur 14 Prozent wollen die Initiative sicher annehmen.
Reich lässt sich dadurch nicht entmutigen. «Wir haben bereits gewonnen, weil über das Grundeinkommen diskutiert wird. Es wird noch mindestens ein Jahrzehnt dauern, bis sich in den USA ein politische Mehrheit dafür findet.»
Robert Reich ist Professor an der Universität von Kalifornien. Von 1993 bis 1997 war er Arbeitsminister unter US-Präsident Bill Clinton. (bam)