Untersuchungsbericht durchgesickert
AKW Beznau hat fehlerhafte 925 Stellen

Der Reaktordruckbehälter von Block 1 des AKW Beznau hat 925 Stellen mit Materialfehlern.
Publiziert: 16.10.2015 um 23:15 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 00:26 Uhr
Das Atomkraftwerk Beznau in Döttingen im Kanton Aargau. (Archivbild)
Foto: /KEYSTONE/ALESSANDRO DELLA BELLA

Dies hat die Sendung «10vor10» unter Berufung auf den vorläufigen Untersuchungsbericht des ENSI publik gemacht. Die SRF-Sendung berief sich am Freitagabend auf die vorläufigen Resultate der ersten Ultraschall-Untersuchung. Auszüge davon lagen auch der Nachrichtenagentur sda vor.

Demnach sind die Materialfehler im Reaktordruckbehälter durchschnittlich 7,5 mal 7,5 Millimeter gross. Die Fehler im Material liegen im Ring C des Druckbehälters. Die Reaktordruckbehälter in Beznau bestehen aus zusammengeschweissten Ringen aus 18 Zentimeter dickem Stahl. Ring C ist der oberste.

Die Materialfehler sind unregelmässig verteilt, dies auf einer Breite von 250 Millimetern und bis in eine Tiefe von 60 Millimeter. Eine problematische Neigung wird verneint. Im Reaktordruckbehälter findet die Kernspaltung statt. Die Brennstäbe erhitzen das Wasser auf über 300 Grad.

Das AKW Beznau ist von gleicher Bauart wie das belgische AKW Doel 3. Das belgische AKW steht seit 2014 wegen Haarrissen im Reaktordruckbehälter still. In den Dokumenten vergleicht das Eidg. Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI) die Materialfehler in Beznau und Doel 3 miteinander. So wurden in Doel 12'000 schadhafte Stellen gefunden. Deren Durchmesser ist doppelt so gross wie in Beznau.

«Nur weil Beznau weniger Materialbefunde oder Materialfehler aufweist, heisst das noch lange nicht, dass Beznau sicherer ist. Auch nur ein Materialfehler kann zu einem Problem führen», sagte Sabine von Stockar von der Schweizerischen Energiestiftung (SES) dazu in der Sendung. Die Frage sei: «Ist das Herzstück von der Anlage von Beznau, ist der Reaktordruckbehälter sicher oder nicht, und dafür müsste er intakt sein und das ist er nicht.»

Axpo-Sprecher Antonio Sommavilla sagte dagegen, die vorläufigen Resultate belegten, «dass es in Beznau eine ganz andere Situation gibt als in Belgien». Die Ergebnisse der Untersuchung «stützen eigentlich unsere Position».

Das AKW endgültig vom Netz zu nehmen, sei für die Axpo «kein Thema, weil erste Einschätzungen von uns zeigen, dass keine sicherheitstechnischen Vorbehalte da sind für einen sicheren Weiterbetrieb der Anlage».

Block 1 des AKW Beznau war im März zunächst wegen Erneuerungs- und Prüfungsarbeiten vom Netz gegangen. Im Sommer waren die seit dem Bau des AKW bestehenden Materialfehler entdeckt worden. Im Herbst wurde die Betreiberin Axpo vom ENSI zu weiteren Messungen verpflichtet.

Das ENSI wird frühestens im ersten Quartal 2016 entscheiden, ob Block 1 die Sicherheitsanforderungen noch erfüllt. Bis dahin bleibt dieser vom Netz getrennt. (SDA)

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