Désirée Schiess, Chefin der Firma Schiess Reinigungen aus Winterthur ZH, ist derzeit besonders gefordert. Von einem Tag auf den anderen hat sie wegen der Coronakrise einen Grossteil der Aufträge verloren. «Das Technorama braucht plötzlich keine Reinigung mehr, Baustellenreinigungen werden verschoben, weil wir nicht mit Bauarbeitern auf der Baustelle sein können», sagt sie zu Blick TV.
«Der Schock bei den Mitarbeitern ist gross, das ist mir nahegegangen.» Am Wochenende habe sie phasenweise nicht mehr gewusst, wie es weitergehen soll. Nun ist sie aber erleichtert und ist froh über die milliardenschwere Staatshilfe. «Wir haben eine gute Basis bekommen vom Bund», sagt sie.
«Arbeiten müssen weitergehen»
Chefs von KMU schauen laut Schiess gut zu ihren Leuten. «Sie sind unser Kapital.» Sie habe auf Baustellen, wo ein Teil ihrer 125 Angestellten Baureinigungen macht, unhaltbare Zustände erlebt. «Es ist menschenunwürdig, wenn man sich nicht einmal die Hände waschen kann», sagt sie. Mittlerweile stelle sie aber vermehrt fest, dass die Firmen sich bemühen, die Massnahmen des Bundesamtes für Gesundheit BAG umzusetzen.
Doch wie lange kann die Wirtschaft den Shutdown noch durchhalten? «Es ist wichtig, dass die Arbeiten weitergehen. Sonst wird es ganz schwierig. Die Menschen sollen ja schliesslich auch konsumieren», so Schiess.
Sie sieht in der Krise aber auch Chancen. Es gebe viele Firmen, die sich mit Zusatzdienstleistungen neu positionieren könnten. Konkret: «Für ältere Kunden sind Reinigerinnen Vertrauenspersonen. Wir können auch für sie einkaufen gehen. Solche Dinge kann man auch nach der Krise beibehalten.» Zudem biete man Firmen nun Grundreinigungen an, weil die Gebäude sowieso leer stehen.
«Das macht mir grosse Sorgen»
Daniel Lampart, Chefökonom beim Schweizerischen Gewerkschaftsbund, ist nur bedingt zufrieden, wie gewisse Unternehmen die Massnahmen des Bundes umsetzen. «Es gibt immer noch Baufirmen, die acht Arbeiter in einen Bus setzen», sagt er zu Blick TV. Eine allfällige Busse würden sie einfach in Kauf nehmen.
Er nimmt aber auch Generalunternehmer und Bauherren in die Pflicht. «Es gibt immer noch solche, die auf abgemachten Terminen beharren. Das erschreckt mich.» Man wolle keine Streikdrohungen oder Streiks. «Wir kümmern uns um die Anliegen unserer Mitglieder. Wir haben keine Zeit für Klamauk.»
Zehn Prozent der Wirtschaft stehen laut Lampart bereits still. «Das macht mir grosse Sorgen. Ich hoffe, dass wir rasch aus diesem Zustand herauskommen. Vor allem, weil Leute betroffen sind, die nicht viel verdienen, die keine Reserven haben», so Lampart. Er hofft, dass Angestellte der Reinigungsbranche und des Gesundheitswesens nach der Coronakrise eine grössere Wertschätzung erfahren.