Unternehmer Wandfluh nach Mindestkurs-Aus
«Habe schon zwei Grossaufträge verloren»

Unternehmer Hansruedi Wandfluh (62) ist verärgert über den SNB-Entscheid. «Heute ist ein rabenschwarzer Tag für die Exportwirtschaft. Das wird Arbeitsplätze kosten. Und die Verlegung von Jobs ins Ausland beschleunigen», sagt der alt Nationalrat (SVP/BE).
Publiziert: 17.01.2015 um 02:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 16:03 Uhr
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Euro-Start (1. Januar 2002): Adieu, Franc. Ade, D-Mark: Die Europäische Gemeinschaftswährung, der Euro, wird in zwölf EU-Ländern als Bargeld eingeführt. Sein Wert schwankt 2002 zwischen 1.45 und 1.48 Franken.
Foto: AFP, Keystone, EPA, Ddp, Christian Lanz, AP
Von Patrik Berger

Unternehmer Hansruedi Wandfluh ist Eigentümer der Wandfluh AG in Frutigen, in der 325 Mitarbeiter Hydraulikventile und -systeme herstellen. Schon am Nachmittag spürte er gestern die Konsequenzen des starken Frankens.

«Ich habe zwei Stornierungen von grossen Aufträgen im Umfang von 200 000 Franken bekommen», sagt er. Einige kämen da wohl noch hinzu. «Das macht mir Angst. So wird Kurzarbeit schon bald zum Thema.» Nicht nur das: Auch bei einem geplanten Neubau für knapp zehn Millionen Franken muss Wandfluh nun über die Bücher.

Er wollte im Frühling die Produktionsfläche um 50 Prozent vergrössern. «Der Verwaltungsrat wird prüfen, ob der Ausbau zurückgestellt wird.» Man werde sich künftig noch mehr spezialisieren müssen. Und rationalisieren. «Der Werkplatz Schweiz wird ins Ausland verlagert.»

Oswald Grübel, Ex-Banker

«Es ist gekommen, was kommen musste. Die SNB musste zu viel Euro kaufen. Die Höhe der Bilanz kam in die Nähe des BIP. Das war die Schmerzgrenze. In den letzten Tagen und Wochen war die Frankennachfrage sehr hoch. Rund die Hälfte dürfte auf Spekulanten zurückgehen. Die SNB musste handeln.

Nicht die Spekulanten haben die SNB in die Knie gezwungen, sondern der zu hoch angesetzte Mindestkurs. Die Hoffnung der Politik und SNB, dass sich der Euro aufwertet, war eine falsche Einschätzung. Die Wirtschaft in Europa ist zu schwach.

Jetzt werden die Buchgewinne vom letzten Jahr zu Buchverlusten. Die Einführung des Mindestkurs war grundfalsch. Man hätte von Anfang an Negativzinsen einführen sollen. Die wirken viel effektiver. Unter dem Strich kommt die Schweiz mit einem blauen Auge davon. Die Exportwirtschaft hat extrem profitiert vom Mindestkurs. Die Risiken in der SNB Bilanz bleiben aber. Sie werden uns noch ein paar Jahre begleiten.»   

Von Anfang an gegen den Mindestkurs: Oswald Grübel.
AFP, Keystone, EPA, Ddp, Christian Lanz, AP

«Es ist gekommen, was kommen musste. Die SNB musste zu viel Euro kaufen. Die Höhe der Bilanz kam in die Nähe des BIP. Das war die Schmerzgrenze. In den letzten Tagen und Wochen war die Frankennachfrage sehr hoch. Rund die Hälfte dürfte auf Spekulanten zurückgehen. Die SNB musste handeln.

Nicht die Spekulanten haben die SNB in die Knie gezwungen, sondern der zu hoch angesetzte Mindestkurs. Die Hoffnung der Politik und SNB, dass sich der Euro aufwertet, war eine falsche Einschätzung. Die Wirtschaft in Europa ist zu schwach.

Jetzt werden die Buchgewinne vom letzten Jahr zu Buchverlusten. Die Einführung des Mindestkurs war grundfalsch. Man hätte von Anfang an Negativzinsen einführen sollen. Die wirken viel effektiver. Unter dem Strich kommt die Schweiz mit einem blauen Auge davon. Die Exportwirtschaft hat extrem profitiert vom Mindestkurs. Die Risiken in der SNB Bilanz bleiben aber. Sie werden uns noch ein paar Jahre begleiten.»   

Peter Spuhler, Chef Stadler Rail

«Die abrupte Aufhebung des Mindestkurses ist eine Katastrophe. Der Entscheid ist völlig unverständlich. Die Nationalbank zerstört ihr wichtigstes Gut, ihre Glaubwürdigkeit. In den letzten Wochen verteidigte sie den Mindestkurs durch alle Böden hindurch. Nun hebt sie ihn einfach auf. Sie hätte alle Zeit der Welt gehabt für einen sanften, etappierten Ausstieg.

Für die Exportindustrie ist der Entscheid ein Desaster. Jetzt fliegen die Fetzen. Von einem Augenblick auf den anderen werden unsere Produkte mindestens 20 Prozent teurer. Das kann niemand in so kurzer Zeit verkraften.

Den Firmen bleibt nichts anderes übrig, als Wertschöpfung und somit Stellen ins Ausland zu verlagern. Auch die Pensionskassen verlieren, von den gigantischen Verlusten in der Nationalbank-Bilanz ganz zu schweigen. Mit ihrem Entscheid vernichtet die Nationalbank Volksvermögen, Arbeitsplätze und Pensionskassengelder. Die Nationalbank wird enorm unter Druck geraten. Aber zurück zum Mindestkurs kann sie nicht mehr.»

Befürchtet Schlimmstes: Bahnunternehmer Peter Spuhler.
AFP, Keystone, EPA, Ddp, Christian Lanz, AP

«Die abrupte Aufhebung des Mindestkurses ist eine Katastrophe. Der Entscheid ist völlig unverständlich. Die Nationalbank zerstört ihr wichtigstes Gut, ihre Glaubwürdigkeit. In den letzten Wochen verteidigte sie den Mindestkurs durch alle Böden hindurch. Nun hebt sie ihn einfach auf. Sie hätte alle Zeit der Welt gehabt für einen sanften, etappierten Ausstieg.

Für die Exportindustrie ist der Entscheid ein Desaster. Jetzt fliegen die Fetzen. Von einem Augenblick auf den anderen werden unsere Produkte mindestens 20 Prozent teurer. Das kann niemand in so kurzer Zeit verkraften.

Den Firmen bleibt nichts anderes übrig, als Wertschöpfung und somit Stellen ins Ausland zu verlagern. Auch die Pensionskassen verlieren, von den gigantischen Verlusten in der Nationalbank-Bilanz ganz zu schweigen. Mit ihrem Entscheid vernichtet die Nationalbank Volksvermögen, Arbeitsplätze und Pensionskassengelder. Die Nationalbank wird enorm unter Druck geraten. Aber zurück zum Mindestkurs kann sie nicht mehr.»

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