In Extremfällen führen die angedachten Erleichterungen, wie etwa die sogenannte Patentbox, dazu, dass sich die effektive Steuerlast der Gesellschaften annähernd halbiert. Das geht aus einer Untersuchung der Konjunkturforschungsstelle BAK Basel hervor, die am Donnerstag in Zürich vor den Medien präsentiert wurde und somit als Beitrag für die derzeitigen Diskussionen zur Unternehmenssteuerreform III dient.
Demnach führt die Anwendung der Schweizer Patentbox im Extremfall von ausschliesslich qualifizierenden Erträgen über ein solches Konstrukt zu einer Halbierung der effektiven Steuerbelastung von Unternehmen.
Ausser in Italien führt ein solcher Steuerrabatt laut BAK Basel in vielen europäischen Ländern sogar dazu, dass sich die Steuerschuld der entsprechenden Gesellschaften noch weiter reduzieren. Etwa in Belgien, Spanien, Frankreich oder Ungarn reduziert sich die Steuerbelastung auf unter Null. Die Gesellschaften würden also gar keine Gewinnsteuern mehr bezahlen.
Da in der Realität nur wenige Unternehmen alle Erträge über eine Patentbox abrechnen dürften, haben die Experten auch ein Industrieunternehmen betrachtet, das lediglich 20 Prozent der Erträge über diese speziellen Steuererleichterungen abrechnen kann.
In einem solchen Fall kann die Schweiz aus steuerlicher Sicht andere Staaten auf Abstand halten. Breit aufgestellte Unternehmen würden dann in der Schweiz nur rund 12 Prozent an effektiven Gewinnsteuern zahlen. In Luxemburg, Spanien oder Italien wären es über 20 Prozent. In Frankreich müssten die Firmen an den Fiskus sogar markant über 25 Prozent an Gewinnsteuern überweisen.
Gleichzeitig mit dieser Untersuchung zur Wirkung von Patentboxen im europäischen Vergleich - die USA, Japan oder Singapur kennen ein solches Konstrukt ohnehin noch nicht - haben die Forscher auch die generelle Steuerattraktivität der Schweiz untersucht. Dafür publiziert das Institut regelmässig ihren «Taxation Index» für Unternehmen und Hochqualifizierte. Der Schweiz wird demnach insgesamt weiterhin ein gutes Zeugnis ausgestellt.
So sind gegenüber der letztmaligen Erhebung des Barometers zwar die Steuerbelastungen für Unternehmen in Helsinki um 3,8 Prozent und in London um 2,7 Prozent stark gesunken. Im Vergleich mit den insgesamt niedrigen Sätzen an günstigen Standorten der Schweiz wie Nidwalden, Luzern, Obwalden, Schwyz, Uri oder etwa Zug, die bei Steuersätzen von rund 10 Prozent liegen, sind diese Orte aber weiterhin teuer.
Meist liegen die Steuersätze hierbei mehr als doppelt so hoch. Spitzenreiter des Rangkings ist Hongkong mit einem Steuersatz von 10 Prozent und zahlreiche Schweizer Gemeinden liegen nicht weit von diesem Niveau weg.
Der Index hat aber auch Verschlechterungen an einigen Orten registriert. So haben etwa Paris und Brüssel am deutlichsten die Steuerbelastungen für Firmen erhöht. Die Belastungsraten stiegen um 2,4 Prozent beziehungsweise 2,3 Prozent.
Was die Steuerbelastung von gut verdienenden Individuen angeht, so liegen Singapur (rund 10 Prozent) und Hongkong (rund 18 Prozent) vorne. Gleich danach kommen auf den folgenden Plätzen im Rangking aber Zug, Obwalden, Schwyz und Uri mit Steuersätzen um die 25 Prozent.
Deutlich an Wettbewerbskraft gewonnen haben Länder wie Ungarn und Spanien, die Hochqualifizierte zwar immer noch vergleichsweise hoch, mittlerweile aber mit 4,5 Prozent beziehungsweise 3,5 Prozent weniger belasten.
An der Medienorientierung machten die Experten zudem deutlich, dass sich seit der Finanzkrise 2009 die Steuerbelastungen für die Unternehmen anders als jene für die Hochqualifizierten entwickelt haben. Eine Mehrjahresbetrachtung des Index zeigt nämlich, dass Firmen seither deutlich geringere Steuern zahlen - es sich die Staaten aber vermehrt von ihren Bürgern holen.