Der US-Unterhaltungsriese hofft auf glänzende Geschäfte mit Chinas wachsender Mittelschicht - angesichts der einknickenden chinesischen Konjunktur könnte sich das aber als riskant erweisen. Umgerechnet knapp 4,9 Milliarden Euro hat Disney sich den Park am Rande von Chinas industriellem Zentrum kosten lassen.
Die Märchenwelt bietet alles, was Menschen nicht nur in China von Disney lieben: Eine Wildwasserbahn im Stile der Piraten-Saga «Fluch der Karibik», eine Bühnenshow zum Animationsfilm «Die Eiskönigin» und Attraktionen rund um die Charaktere aus «Star Wars». Mit diesen und anderen Aushängeschilder will der Konzern den Park möglichst bald schwarze Zahlen schreiben lassen.
Disney-Chef Bob Iger bezeichnete die Eröffnung des 2011 gestarteten Projekts als einen «entscheidenden Meilenstein» der Firmengeschichte. Doch die chinesische Wirtschaft steht momentan an einem Wendepunkt: Die Staatsführung richtet sie derzeit neu aus - weg vom Export hin zu einer stärkeren Binnennachfrage.
Das Wachstum befindet sich nach Jahren zweistelliger Zuwachsraten deshalb am tiefsten Punkt seit 25 Jahren. Disney baut daher auch darauf, dass die von der Regierung angekündigte Förderung des Privatkonsums dem Shanghai Disney Resort Starthilfe gibt.
Mit dieser Hoffnung ist Disney alles andere als allein: Mehr als 300 Vergnügungsparks haben der Zeitung «National Business Daily» zufolge in den vergangenen Jahren im Reich der Mitte ihre Tore geöffnet. Vergangenes Jahr waren es demnach allein 21, weitere 20 seien in Vorbereitung.
Mit dabei sind unter anderem die US-Konkurrenten Universal Studios und Dreamworks, die in Peking beziehungsweise ebenfalls in Shanghai an eigenen Amüsierwelten arbeiten.
Shanghai jedenfalls hofft, dass etwas vom Glanz der Kinder-Traumfabrik Disney abstrahlt: Dem Konzern rollte die Stadt mit eigens anberaumten Infrastrukturprojekten und sogar mit rigoroser Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen den roten Teppich aus.
Ähnlich hoffnungsvoll mögen die Stadtväter in der Sonderverwaltungszone Hongkong gewesen sein, als dort schon 2005 das erste chinesische Disneyland eröffnete. Doch der Park machte jahrelang Verluste und rutschte vergangenes Jahr wegen ausbleibender Besucher vom Festland wieder in die roten Zahlen.
Das Projekt am Jangtse lässt zumindest bislang keine Investorenträume platzen: Noch vor der Eröffnung zählte das an den Park angeschlossene Shopping-Areal schon mehr als eine Million Besucher. Rund 330 Millionen Menschen leben innerhalb von drei Stunden Fahrtzeit zum Park.
Viele davon, so die Hoffnung, würden bereit sein, die für chinesische Verhältnisse durchaus üppigen 67 Euro Eintritt in der Haupt- beziehungsweise 50 Euro in der Nebensaison zu berappen.
In einem Land, in dem der durchschnittliche Monatsverdienst lediglich 246 Euro beträgt, können solche Ticketpreise Familienausflüge schnell zur Luxusreise werden lassen.
«Manchen Menschen mit durchschnittlichem Einkommen könnte Disney zu teuer sein», sagt Professor He Jianmin von der Shanghaier Universität für Finanzen und Wirtschaft. Dennoch habe der Park das Potenzial, «einer der weltweit profitabelsten für Disney zu werden». Dafür, sagt Jianmin, müsse die Märchenwelt sich einfach auf eine besser verdienende Klientel konzentrieren.