Susanne Tremp aus dem St. Galler Rheintal wollte ein Wespennest im Storenkasten entfernen lassen. Sie googelte nach einem Schädlingsbekämpfer – und wurde Opfer einer wohl unlauteren Geschäftspraktik. «Ich fand jemanden aus der Nähe, doch tatsächlich kam eine Firma aus dem Kanton Solothurn.» Die gesalzene Rechnung der Solothurner Firma Antifix für die Entfernung: 620 Franken. Andere Anbieter verlangen dafür weniger als die Hälfte – zwischen 210 und 305 Franken (siehe weiter unten).
Fake-Adresse statt «lokaler» Anbieter
Der Trick der Firma Antifix: Sie gibt im Internet vor, in rund 2000 Gemeinden präsent zu sein. Wer «Wespennest entfernen» und seinen Gemeindenamen im Google-Suchfenster eingibt, landet wahrscheinlich auf der Website der Firma. Diese heisst Wespennest-entfernen.ch. Dort wird den Leuten vorgegaukelt, dass die Firma vor Ort eine Niederlassung habe. Für fast jede Gemeinde der Schweiz weist die Firma eine Anschrift aus – mit Strassennamen, aber ohne Hausnummer. Tatsächlich hat die Firma Antifix ihren Sitz in Dornach im Kanton Solothurn. Doch das erfährt nur, wer das gut versteckte Impressum anklickt.
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Laut Staatssekretariat für Wirtschaft Seco wird auf der Antifix-Website mit der «Angabe von falschen Sitzadressen eine unzutreffende örtliche Präsenz vorgetäuscht».
Womöglich gar gesetzeswidrig
Die Firma verstosse wohl gegen das Bundesgesetz gegen den unlauteren Wettbewerb. «Unseres Erachtens dürfte es sich dabei wohl um eine unlautere Geschäftspraktik handeln», schreibt das Seco auf Anfrage des Beobachters.
Wer vorsätzlich unlauter geschäftet, kann mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder einer Geldstrafe bestraft werden. Das Seco kann Klage einreichen, wenn genug Beschwerden eintreffen.
Antifix sieht kein Problem
Der Besitzer der Schädlingsbekämpfungsfirma Antifix betreibt noch eine zweite Firma, Bioschutz, die ebenfalls Wespennester entfernt. Und er weiss offensichtlich, wie die Suchmaschinenoptimierung geht: Mit einem dritten Unternehmen bietet er in Basel die Optimierung von Websites an.
Die Firma Antifix sagt, die angegebenen Adressen in den rund 2000 Gemeinden «dienen dazu, die örtliche Verfügbarkeit und schnelle Einsatzmöglichkeit» aufzuzeigen. Man sei in verschiedenen Regionen mit Partnern tätig. Auf die Frage, warum die Firma wohl gegen das Gesetz verstosse, sagt diese: «Wir verstehen die Bedenken hinsichtlich der kommunizierten Standorte nicht.» Im Impressum seien alle Firmennamen und Standorte ausführlich aufgeführt.
Extrem hoher Preis
620 Franken für ein entferntes Wespennest sind ein horrender Preis. Doch auch da sieht Antifix kein Problem. Die Rechnung sei nur so hoch gewesen, weil die Kundin eine biologische Behandlung gewünscht habe, die 100 Franken extra gekostet habe.
Zudem sei das Wespennest so gross gewesen, dass 80 Franken extra hätten verrechnet werden müssen. Allerdings wäre Antifix selbst ohne diese «Extras» mit 440 Franken noch immer mit Abstand der teuerste Anbieter.
Diese Anbieter sind günstiger
Der Schädlingsbekämpfer Kistler & Stettler berechnet für diesen Auftrag inklusive Anfahrt 210 Franken. Bei ABC Schädlingsbekämpfung sind es pauschal 250 Franken. Rentokil verlangt rund 275 Franken, bei Desinfecta sind es 305 Franken.
Rechtsanwältin Nicole Müller vom Beobachter-Beratungszentrum sagt: «Das Wichtigste ist, sich bei der Auftragsvergabe nicht unter Zeitdruck setzen zu lassen.» Es empfehle sich, in Ruhe verschiedene Offerten einzuholen und den Preis zu verhandeln. «Am vorteilhaftesten für Kunden ist, wenn nach Aufwand, aber mit Kostendach verrechnet wird.»