Unia veröffentlicht Studie
Lohn-Ungleichheiten nehmen während Corona-Pandemie zu

Die Corona-Krise hat laut einer Studie viele Arbeitnehmende aufgrund von Kurzarbeit und pandemiebedingter Arbeitslosigkeit in existenzielle Nöte gebracht. Dagegen seien die CEO sowie Aktionärinnen und Aktionäre grosszügig zu sich selbst gewesen.
Publiziert: 29.06.2021 um 13:12 Uhr
Die Lohnschere bleibt laut einer Studie der Gewerkschaft Unia auf hohem Niveau weit offen. Den grössten Unterschied gab es 2020 demnach beim Pharmakonzern Roche. (Symbolbild)
Foto: URS FLUEELER

«Die Lohnschere bleibt auf sehr hohem Niveau weit offen», schreibt die Gewerkschaft Unia in ihrer am Dienstag veröffentlichten jährlichen Lohnschere-Studie. Das Verhältnis zwischen dem höchsten Lohn in einem Unternehmen und dem tiefst möglichen lag demnach im gesamtschweizerischen Durchschnitt bei 1 zu 137. Unia untersuchte 37 mehrheitlich börsenkotierte Unternehmen.

Den grössten Unterschied gab es laut Unia erneut beim Pharmariesen Roche: Das Gehalt von CEO Severin Schwan von 14,6 Millionen stehe in einem Verhältnis von 1 zu 298 zum tiefsten Roche-Lohn in der Schweiz. Eine bei Roche zum tiefsten Lohn angestellte Person müsste also 298 Jahre arbeiten, um das Jahresgehalt von Schwan zu erreichen.

Neben Schwan von Roche erhielten gemäss der Studie im vergangenen Jahr drei weitere CEO mehr als 10 Millionen Franken: Sergio Ermotti von der UBS (13,3 Millionen), Ulf Mark Schneider von Nestlé (10,7 Millionen) sowie Vasant Narasimhan von Novartis (10,4 Millionen).

Die tiefsten Löhne in den untersuchten Konzernen betrugen im Median 3939 Franken, wobei 13 Monatslöhne bezahlt wurden. In der Hälfte der untersuchten Firmen lag damit der tiefste Lohn unter 4000 Franken. «Diese Tieflöhne reichen kaum zum Leben», schreibt Unia.

Einige Unternehmen hätten ihren CEO Lohnerhöhungen gewährt, selbst wenn die Firmen Verluste einfuhren. So stieg beim Pharma-Unternehmen Alcon der Höchstlohn gegenüber dem Vorjahr um 11 Prozent auf 7,6 Millionen Franken, trotz Verlusten in der Höhe von 498 Millionen Franken, wie es in der Studie heisst. Bei Swiss Re betrug der Toplohn demnach neu 6,1 Millionen Franken, obwohl das Unternehmen 823 Millionen Franken Verluste machte und 14,3 Prozent aller Stellen abbaute.

Neben den Geschäftsleitungen profitierte laut Unia in hohem Masse auch das Aktionariat. Die Dividendenauszahlungen an die Aktionärinnen und Aktionäre seien im Krisenjahr 2020 um rund 5 Prozent gestiegen. Das Total der Auszahlungen (Dividenden und Aktienrückkäufe) bei 32 untersuchten Unternehmen belief sich auf 60,6 Milliarden Franken.

Von diesen seien allein zehn Konzerne für 83 Prozent der Gesamtausschüttung verantwortlich. Namentlich Nestlé, Roche und Novartis hätten 33,1 Milliarden Franken an ihre Aktionärinnen und Aktionäre ausbezahlt.

Der Personalaufwand sank gegenüber dem Vorjahr um rund 5 Prozent. Von den totalen Auszahlungen erhielten die 1,3 Millionen Mitarbeitenden der untersuchten Firmen bloss 67 Prozent, während 33 Prozent an die Aktionärinnen und Aktionäre ging.

Die Unternehmen EMS Chemie, Partners Group, Swiss Re und Nestlé zahlten 2020 sogar mehr Geld an das Aktionariat als an die Mitarbeitenden. Spitzenreiterin war dabei laut Studie die EMS Chemie: Die Aktionärinnen und Aktionäre erhielten demnach 468 Millionen Franken, 6 Millionen mehr als im Vorjahr, und somit 69 Prozent. Der gesamte Personalaufwand lag bei 31 Prozent.

14 der untersuchten Konzerne nahmen gemäss Studie staatliche Kurzarbeitsentschädigung in Anspruch und schütteten gleichzeitig Dividenden aus, zusammen total 8,2 Milliarden Franken.

Zum Vergleich: Rund 35 Prozent der Beschäftigten in der Gastronomie und Beherbergung - Branchen mit sehr niedrigen Löhnen - waren gemäss Unia im letzten Jahr von Kurzarbeit betroffen. Da Beschäftigte in Kurzarbeit meist nur 80 Prozent des Lohnes erhielten, habe dies viele Arbeitnehmende in eine äusserst prekäre finanzielle Lage gebracht, schreibt die Gewerkschaft.

(SDA)

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