Unia-Chefin schäumt wegen neuer Bahn-App
«SBB müssen sich von illegalen Uber-Praktiken distanzieren»

Unia-Präsidentin Vania Alleva fordert von SBB-CEO Andreas Meyer einen kritischeren Umgang mit Uber. Sie verlangt einen Verzicht auf die Integration des umstrittenen Taxidienstes in die SBB-App.
Publiziert: 14.12.2016 um 09:12 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 21:08 Uhr
Vania Alleva, Präsidentin der Unia, übt Kritik an den SBB.
Foto: PETER SCHNEIDER
Ulrich Rotzinger

Die SBB rüsten sich für die mobile Zukunft des öffentlichen Verkehrs. Sie will den Kunden helfen, vom Bahnhof weiterzukommen. Deshalb testet der Staatsbetrieb derzeit eine neue Reiseplaner-App.

Sie enthält zunächst Angebote von Sharing-Diensten wie Mobility und Publibike. 2017 kommen Taxibetreiber und der umstrittene Fahrdienst Uber hinzu. Gefällt den Konsumenten das Angebot, wird es später in die Haupt-App SBB Mobile integriert.

«Die Firma stiftet Fahrer zu Schwarzarbeit an»

Doch bereits gibts Ärger. Die Bahngewerkschaft SEV und die Gewerkschaft Unia protestieren gegen die SBB-Pläne. «Mit der Zusammenarbeit legitimiert ein Staatsunternehmen eine Firma, die Fahrer systematisch zu Schwarzarbeit anstiftet», wetterten Gewerkschaftsvertreter im BLICK.

Unia schäumt wegen Flirt mit Uber: Offener Brief an SBB-CEO Andreas Meyer.
Foto: Screenshot

Nun legen der SEV und die Unia in einem offenen Brief an SBB-CEO Andreas Meyer nach. Unia-Präsidentin Vania Alleva fordert: «Die SBB müssen sich von illegalen Uber-Praktiken distanzieren.»

«Wie Sie sicher wissen, basiert das Geschäftsmodell von Uber auf einer gezielten Missachtung der Schweizer Gesetze und Behördenentscheide», beginnt Alleva den Brief, den auch SEV-Präsident Giorgio Tuti unterzeichnete. Der Taxidienst ignoriere gesetzliche Bestimmungen über Arbeitszeit, Ruhezeiten und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz.

Dumping-Vorwürfe an Uber und Appell an Meyer

Alleva: «Derzeit sind über 500 Anzeigen gegen das Unternehmen hängig. Vor diesem Hintergrund ist es absolut unangebracht, in einer SBB-App Werbung für Uber zu machen.»

Der Brief schliesst mit einem Appell an SBB-CEO Meyer: «Die SBB, die vollständig in staatlichem Besitz sind und sich gemäss Website als ‹Rückgrat einer nachhaltigen Mobilität› verstehen, und Sie als deren CEO haben auch eine gesellschaftliche Verantwortung.»

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Und: «Es geht nicht an, dass Sie Dumping-Geschäftsmodelle wie jenes von Uber fördern, das gegen arbeits- und sozialversicherungsrechtliche Vorschriften verstösst.»

Ob die SBB das Projekt mit Uber wegen des öffentlichen Drucks auf Eis legen, ist fraglich. BLICK konfrontierte den Staatsbetrieb und Uber mit den Vorwürfen im offenen Brief der Gewerkschafter. 

«Die Integration von Taxi ist für das erste Halbjahr 2017 geplant. Die Integration von Uber wird zur Zeit geprüft. Da überhaupt noch keine Entscheide gefällt worden sind, sind aus diesem Grund derzeit keine konkreten Aussagen zur späteren Ausgestaltung des Reiseplaners mit möglichen künftigen Anbietern möglich», kontert SBB-Sprecher Christian Ginsig.

Der Taxidienst Uber liess bislang eine Anfrage von BLICK unbeantwortet.

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