Die gute Nachricht zuerst: Schweizer Haushalte haben ihr Einkommen von 2007 bis 2017 um durchschnittlich 8,6 Prozent oder 3'500 Franken auf gut 68'500 Franken gesteigert. Das geht aus dem «Bank Cler Swiss Income Monitor» hervor, der am Freitag veröffentlicht wurde.
Für diese Studie wertete die Bank Cler gemeinsam mit dem Konjunkturforschungsinstitut Bak Economics die aktuellsten Daten der Eidgenössischen Steuerverwaltung aus.
Allerdings ist zugleich auch die Einkommensungleichheit gewachsen: Vor allem am oberen und unteren Ende der Einkommen habe sich die Spreizung bemerkbar gemacht, sagt Mats Bachmann, der als Leiter CEO Office für die Marketingfunktionen der Bank Cler verantwortlich ist.
Die unteren 10 Prozent der Haushalte wiesen 2017 ein Reineinkommen von maximal 5'400 Franken auf, die oberen 10 Prozent von mehr als 128'500 Franken. Die oberen 10 Prozent beanspruchen damit insgesamt 42 Prozent des Gesamteinkommens für sich.
Das Reineinkommen berechnet sich dabei aus dem Nettoeinkommen aus Löhnen, Renten, Kapitaleinkommen minus verschiedene Abzüge wie Krankheitskosten, gemeinnützige Zuwendungen sowie Alimente oder Einzahlungen in die Säule 3a.
Ein Grund für die tieferen Einkommen der unteren 10 Prozent könne ein höherer Anteil an Auszubildenden oder Studierenden mit Ferien- und Teilzeitjobs sein, sagt Bachmann. Da sei also nicht direkt Armut ableitbar. Auf der anderen Seite dürften Branchen mit positiven Entwicklungen und gleichzeitig hohen Managerlöhnen die hohen Einkommen in die Höhe getrieben haben.
Durch die Coronakrise dürfte die Ungleichheit noch zunehmen: Die Corona-Pandemie tangiere fast alle Lebensbereiche, sagt Bak-Chefökonom Martin Eichler in der Mitteilung. Die Belastung am unteren Ende der Einkommensverteilung sei aber überproportional gross. Unterdurchschnittliche Einkommen müssten weitere Einbussen verkraften.
Im internationalen Vergleich gestaltet sich die Verteilung der Einkommen in der Schweiz immer noch relativ ausgeglichen. Als Messgrösse für die Ungleichheit dient der sogenannte Gini-Koeffizient. Liegt dieser bei 1, bedeutet das höchste Ungleichheit: Ein einziger Haushalt hat das gesamte Einkommen eines Landes und die restlichen Haushalte nichts. Der niedrigste Wert ist 0 und bedeutet totale Gleichheit.
Laut der Studie weist die Schweiz einen Gini-Koeffizient von 0,482 aus. Norwegen, Österreich, Frankreich und Deutschland zeigten nach internationaler Berechnungsgrundlage einen tieferen Gini-Koeffizienten als die Schweiz, so Bachmann. Viele andere Länder wie zum Beispiel die USA dagegen hätten eine wesentlich ungleichere Einkommensverteilung als die Schweiz.
Typischerweise höher als die Einkommensungleichheit ist die Vermögensungleichheit. Die Vermögen haben aufgrund der steigenden Immobilienpreise und Börsenkurse wesentlich stärker zugelegt als die Einkommen: Das Vermögen der Haushalte wuchs zwischen 2007 und 2017 um knapp 45 Prozent auf insgesamt 4'554 Milliarden Franken, wie es in der Studie weiter hiess. Vor allem das Immobilienvermögen trug dazu bei.
Noch stärker wuchs allerdings das Vermögen der Millionäre: Dieses erhöhte sich um fast zwei Drittel auf rund 1'368 Milliarden. Innert eines Jahrzehnts wuchs der «Club» der Millionäre in der Schweiz um die Hälfte auf 330'000 Personen.
(SDA)