Die «alten Tanten» könnten für immer am Boden bleiben – ein bitteres Ende für ein ruhmreiches Kapitel Schweizer Luftfahrt-Geschichte. Nach dem Absturz einer «Tante Ju» beim Piz Segnas ist unklar, wie es für die 1982 gegründete Ju-Air weitergeht.
Vorerst werden die beiden verbleibenden Ju-52 der Kult-Airline nicht mehr abheben. Ob Ju-Air den Betrieb überhaupt wieder aufnimmt, konnte Chef und Mitbegründer Kurt Waldmeier an der gestrigen Pressekonferenz in Flims GR nicht sagen. Das sei abhängig vom Ausgang der laufenden Untersuchung. Eine Insiderin, die auch als Flugbegleiterin oft an Bord war, sagt zu BLICK: «Der Absturz ist der Todesstoss für die Ju-Air. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Flugbetrieb weitergeführt wird.»
Auf Freiwillige angewiesen
Trägerorganisation der Ju-Air ist der Verein der Freunde der Schweizerischen Luftwaffe (VFL). Dieser hatte in den 1980er-Jahren die drei ausgemusterten Maschinen der schweizerischen Luftwaffe übernommen.
Existieren konnte die Ju-Air vor allem dank Freiwilligenarbeit, Sponsoren und Gönnern. Geflogen werden die Maschinen von ausgebildeten Airline- und Militärpiloten. Viele davon standen einst im Sold der Swissair.
Der Trägerverein zählt aktuell rund 7000 Mitglieder. Sowohl die Crew als auch das Bodenpersonal der Ju-Air arbeiten ehrenamtlich. In den 36 Jahren des Bestehens brachten fast 200 freiwillige Helfer Tausende Arbeitsstunden dafür auf, dass die Flugnostalgie nicht stirbt. Über 600'000 Passagiere wurden befördert. Ein 40-minütiger Rundflug ab Dübendorf ZH kostet 210 Franken.
Sponsoren hielten Ju-Air in den Lüften
Doch um einen «kostenneutralen Flugbetrieb», wie ihn der Verein anstrebt, dauerhaft zu sichern, musste die Ju-Air namhafte Sponsoren an Bord ziehen. So zierte das Logo der neuen Bier-Linie «Hülse» der Schaffhauser Falken-Brauerei die Unglücksmaschine.
Bereits seit 1997 fliegt ein Flugzeug als Werbeträger für die Schaffhauser Uhrenmanufaktur IWC, und eine Maschine erhielt 2004 ein Hapimag-Outfit. Grössere Summen flossen auch von der deutschen Kofferfirma Rimowa und dem Schokoladenproduzenten Milka zu den «alten Tanten».