Unfreiwillige Pausen für die neuen Bombardier-Doppelstöcker
Software legt den SBB-Pannenzug lahm

Von den 62 georderten Bombardier-Zügen sind bisher lediglich sechs einsatzbereit. Doch die SBB verzichten wegen Software-Problemen auf den Einsatz.
Publiziert: 05.02.2018 um 10:24 Uhr
|
Aktualisiert: 12.09.2018 um 14:25 Uhr
1/6
Die neuen SBB-Doppelstockzüge von Bombardier sollten eigentlich bereits seit 2013 den Dichtestress verringern. Doch sie kurven erst im Testbetrieb durch die Schweiz. Nun droht sich die Wartezeit von über vier Jahren abermals zu verlängern.
Foto: ZVG

Wäre alles nach Plan gelaufen, würden die neuen SBB-Doppelstockzüge von Bombardier bereits seit 2013 Pendler auf dem Schweizer Schienennetz befördern. Und wäre dieser Plan aufgegangen, wären von den 62 georderten Bombardier-Zügen im Umfang von 1,9 Milliarden Schweizer Franken bereits sechs im Einsatz.

Doch bislang läuft absolut nichts nach Plan. Letzte Woche machte «10vor10» publik, dass der Behindertendachverband Inclusion Handicap beim Bundesverwaltungsgericht eine Beschwerde eingereicht hat. Grund: Die Züge verstiessen gegen das Behindertengleichstellungsgesetz (BLICK berichtete).

Der Verband kritisierte, dass es bei den neuen Zügen nicht möglich sei, mit dem Rollstuhl selbständig auszusteigen. Nun verlängert sich die Pannenserie um ein weiteres Kapitel: Die SBB verzichten wegen anhaltender Software-Probleme auf den Einsatz. Das berichtet Radio SRF heute Montag.

Bis zu einer Stunde Wartezeit 

Bei einer Testfahrt mit einem neuen Bombardier-Zug Ende letzten Jahres in Rorschach SG musste sich die SBB-Crew nach einem längeren Stopp gedulden. Erst nach rund 40 Minuten konnte die Software, mit der der Zug betrieben wird, wieder hochgefahren werden. 

Dies sei kein Einzelfall, sagt ein SBB-Lokomotivführer, der anonym bleiben will, zu Radio SRF. Das hätten mehrere Testfahrten mit den Bombardier-Zügen gezeigt. Die Softwareprobleme seien nach wie vor nicht behoben.

Beim hochtechnologisierten Bombardier-Zug könne dieser Halt gut und gerne mal 40 Minuten, ja gar eine Stunde dauern. An einen pünktlichen Taktfahrplan sei da nicht mehr zu denken, heisst es aus Lokführerkreisen.

SBB unzufrieden 

Die SBB geben schriftlich zu Protokoll: «Es ist nicht so, dass in jedem Fall das Aufstarten der Software 40 Minuten beansprucht, wie in Medienberichten dargestellt wurde.» Die langen Prozesszeiten beim Aufstarten der Züge und im Falle ausserordentlicher Ereignisse seien den SBB und Bombardier allerdings bekannt.

Und weiter: «Bekannt ist auch, dass der Zug zurzeit noch nicht in allen Punkten auf dem Stand ist, wie wir ihn gemäss SBB-Anforderungskatalog bestellt haben.»

Für die sechs Bombardier-Züge hat das Bundesamt für Verkehr bereits vor über zwei Monaten eine befristete Betriebsbewilligung erteilt. Die SBB könnten also die Züge längst einsetzen. Dass sie es nicht tun, lässt nichts Gutes vermuten. (zas)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.