Schlank, gross gewachsen, kerngesund: So präsentierte sich Orascom-Chef Khaled Bichara (†48) in den letzten Jahren. Ein Tee-Liebhaber. Schnelldenker. Ägypter mit Weltflair und Wohnsitz in Kairo. Jetzt ist er bei einem Auto-Unfall in der ägyptischen Hauptstadt verstorben, wie ein Orascom-Sprecher BLICK sagt. Ägyptische Medien zeigen Bilder eines zerstörten Mercedes AMG G63-SUV. Schwarz. Offenbar war nur eine Person an Bord. Khaled Bichara. Ein Lastwagen soll seinen Wagen gerammt haben. Er soll sofort tot gewesen sein.
Bichara war seit 2016 an der Spitze des von Samih Sawiris (63) kontrollierten Orascom-Konzerns. Zum Portfolio des Unternehmens gehört auch das Projekt in Andermatt UR. Bichara sass im Verwaltungsrat der Firma, die den Ausbau des Ferienorts am Gotthard verantwortet. Zusammen mit der Ski-Legende Bernhard Russi (71) und weiteren Personen.
Das grösste Orascom-Projekt ist aber in Ägypten. In El Gouna am Roten Meer hat Andermatt-Investor Sawiris innert weniger Jahrzehnte eine Stadt aus dem Wüstenboden gestampft. Sie ist Rückzugsort vermögender Ägypter und Feriendestination zahlreicher Europäer. Das Angebot: 18 Hotels, 2700 Zimmer, zwei 18-Loch-Golfplätze – und noch mehr.
Manager mit steiler Karriere
Der Ferienort litt schwer unter den Folgen der politischen Unruhen im Nachgang zum Arabischen Frühling. Die Touristen blieben der Region zeitweise fern. Sawiris brauchte eine Person, die sich um die Misere kümmert. Er fand: Khaled Bichara.
Der Manager mit rötlichen Bart gehörte zum engsten Kreis der Sawiris-Familie, die mit einem Vermögen von über 10 Milliarden Franken zu den reichsten Dynastien Afrikas zählt. Er arbeitete im Akkord und schaffte es, gegen die Touristen-Flaute am Roten Meer anzukämpfen. El Gouna ist heute profitabler denn je. Die durchschnittliche Auslastung erreichte zuletzt 83 Prozent. Der durchschnittliche Zimmerpeis: 67 Franken. Der Gewinn vor Steuern: 25 Millionen Franken in neun Monaten. Es ist das Verdienst von Khaled Bichara.
Der Ägypter lachte viel, sprach schnell und liebte den Sport. Er war ein grosser Fan von Liverpools Superstar Mohammed Salah (27) und des italienischen Fussballvereins AS Roma. Als Salah zu den «Reds» auf die Insel wechselte, durchlebte Bichara ein Wechselbad der Gefühle.
Vorbild Jack Welch
Bevor er die Führung von Orascom übernahm, hatte er jahrelang für Naguib Sawiris (64), den älteren Bruder von Samih Sawiris, gearbeitet. Naguib war ein Förderer der ersten Stunde. Er hievte den an der Universität Kairo und in Stanford ausgebildeten Jungmanager bereits Anfang dreissig in den Verwaltungsrat seiner Telekom-Gruppe und machte ihn Jahre später zum Chef des milliardenschweren Unternehmens.
Wegen seiner Karriere in der Tech-Welt bezeichneten ihn Medien auch schon als die ägyptische Version von Steve Jobs. Bichara aber hatte ein anderes Vorbild: Jack Welch (84), der legendäre Chef des US-Industriekonzerns General Electric.
Nun ist Bichara im Alter von 48 Jahren verstorben. Er hinterlässt eine Frau und zwei Kinder.