Marissa Mayer (39) galt vor drei Jahren als die grosse Hoffnung für den Suchmaschinen-Konzern Yahoo – die ewige Nummer zwei hinter Google.
Als sie vor 30 Monaten ihren Job in Angriff nahm, wurde sie mit «Hope»-Plakaten mit ihrem Konterfei im Stil der Wahlkampf-Affichen von Barack Obama empfangen. Doch Mayer droht an ihrer Verbissenheit zu scheitern.
Für die Biografie «Marissa Mayer and the Fight to Save Yahoo!» hat «Business Insider»-Reporter Nicholas Carlson Dutzende Mitarbeiter-Gespräche geführt. Mayer selber hat sich dem Biografen verweigert.
Das Buch zeichnet das Bild einer verbissenen Managerin. Sie arbeite oft bis Mitternacht und ist morgens als Erste wieder im Büro. «Ihr Arbeitsethos grenzt ans Übermenschliche», schreibt der San-Francisco-Korrespondent des «Tages-Anzeigers», nach der Lektüre.
Mitarbeiter fürchten ihre Angriffe
Dem Biograf Carlson sind vor allem die Widersprüche aufgefallen: «Auf der Bühne, vor Hunderten oder Tausenden, ist sie warmherzig, charmant und spassig. Aber in einem Raum mit einigen wenigen ist sie kalt, unpersönlich und konfrontativ.»
Mayer schildert sich selbst als zurückgezogen und scheu, doch als sie bei Yahoo begann, inszenierte sie sich erst einmal auf dem Titelblatt der «Vogue». Für ihre ersten sechs Monate beim Unternehmen verdiente sie 37 Millionen Dollar.
Nach der Geburt ihres Sohnes nahm sie nur zwei Wochen Baby-Urlaub und verkündete vorlaut, wie easy das Muttersein sei. Dann wurde bekannt, dass eine Babysitterin rund um die Uhr auf ihren Kleinen aufpasst. Die Empörung war gross.
Unter Mitarbeitern sei sie vor allem wegen ihrer Angriffe gefürchtet. Erst kanzle sie Leute ab, dann schmücke sie sich mit fremden Federn und beanspruche Lorbeeren für Ideen anderer für sich.
Grossaktionär kritisiert die Chefin
Stundenlang könne sie engagiert über Regeln für den Firmenparkplatz debattieren, während sie wichtige Entscheide vor sich herschieben. Den Rückhalt der Mitarbeiter habe sie längst verloren.
«Mayer ist eine schwierige und schwer zu befriedigende Chefin und um einiges unberechenbarer und dunkler, als ihr korrektes Äusseres ahnen liesse», schreibt der «Tages-Anzeiger».
Die «New York Times» spekuliert bereits über ihren Abgang: «Vielleicht ist der Kampf um Yahoo schon fast vorbei.» Ein Grossaktionär habe sie bereits kritisiert.
Die Zeitung sieht das als Zeichen für das baldige Ende. Denn schon Mayers Vorgänger Scott Thompson musste nach vier Monaten wieder gehen, weil der Chef eines Grossaktionärs mit dem Verkauf der Aktien drohte. Ihm passte nicht, dass Thompson einen falschen akademischen Titel im Lebenslauf führte. (alp)