Unabhängiger Bericht entlastet Piller
Migros-Regionalfürst soll sich nicht bereichert haben

Neues Kapitel im Streit zwischen Migros-Regionalfürst Damien Piller und der Migros-Zentrale. Laut einem Gutachten soll sich der Freiburger nicht unrechtmässig bereichert haben.
Publiziert: 11.10.2019 um 17:27 Uhr
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Aktualisiert: 11.10.2019 um 17:56 Uhr
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Ein Wirtschaftskrimi spielt sich ab im Migros-Haus: Der orange Riese hat Anzeige gegen den Präsidenten der Migros-Genossenschaft Neuenburg/Freiburg erstattet.
Foto: Peter Gerber
Patrik Berger

Damien Piller (61), Präsident der Genossenschaft Migros Neuenburg-Freiburg (MNF), soll unschuldig sein. Zu diesem Schluss kommt ein unabhängiger Bericht, wie die Verwaltung der MNF mitteilt. Piller habe sich beim Bau der Migros-Filialen in Belfaux FR und La Roche (FR) nicht unrechtmässig bereichert.

«Die unabhängige Untersuchung zeigt deutlich, dass die vom Migros-Genossenschaftsbund (MGB) in Zürich gegen Damien Piller erhobenen Beschuldigungen haltlos sind», heisst es in der Mitteilung. Der Expertenbericht wurde von der Migros Neuenburg-Freiburg in Auftrag gegeben.

Ganz aus dem Schneider ist Migros-Regionalfürst Piller, der längst auch in der eigenen Genossenschaft nicht mehr unumstritten ist, aber offenbar nicht. Denn: «Die äusserst kritische Untersuchung stellt zum Zeitpunkt der Ereignisse dennoch bedeutende Mängel in der Arbeit der Direktion sowie die ungenügende Beaufsichtigung durch die Verwaltung fest. Die Verwaltung wird daher von ihrem Präsidenten weitere Informationen einfordern. Die Direktion hatte sich geweigert, die Untersuchung zu unterstützen», heisst es in der Mitteilung.

Urabstimmung muss entscheiden

So geht es weiter: Am 16. November findet eine Urabstimmung unter den 124’000 Mitgliedern der Regionalgenossenschaft Neuenburg-Freiburg statt. Die Urabstimmung wird darüber entscheiden, ob die Verwaltung ihre Aufgabe weiterhin wahrnimmt oder nicht.

Die Vorwürfe gegen Piller sind happig: Insgesamt sollen beim Bau von zwei Migrosmärkten auf dem Gebiet seiner Genossenschaft 1,7 Millionen Franken in seine Taschen geflossen sein. Denn Piller ist nicht nur Migros-Präsident, sondern auch Immobilieninvestor.

Vorwurf lautet auf ungetreue Geschäftsbesorgung

In den Jahren 2014 und 2015 hat die Migros-Genossenschaft Neuenburg-Freiburg zwei Zahlungen von je 864'000 Franken an Firmen getätigt, die Piller gehörten. Diese hatten in Belfaux FR und La Roche FR Liegenschaften realisiert, in denen jeweils ein Migros-Supermarkt eingemietet ist. Der Vorwurf der Migros-Zentrale: ungetreue Geschäftsbesorgung. Deswegen hat die Zentrale Anfang Juli Strafanzeige eingereicht.

Piller hat mit Gegenklagen geantwortet, unter anderem wegen Ehrverletzung. Gegenüber BLICK sagte er damals, dass die Vorwürfe aus der Migros-Zentrale haltlos seien. Piller ist seit über zwei Jahrzehnten Verwaltungsratspräsident der regionalen Migros-Genossenschaft, er gilt als Ziehvater von Fabrice Zumbrunnen (49), der seit eineinhalb Jahren an der Spitze der Migros steht.

«Kein Vertrauen mehr zum Präsidenten»

Die Migros-Zentrale nimmt auf Anfrage von BLICK wie folgt Stellung: «Der MGB wurde über das Audit im Auftrag der Verwaltung der Migros Neuchâtel-Fribourg in Kenntnis gesetzt. Auch dieser Bericht stellt fest: Es gibt keine nachgewiesenen Gegenleistungen für die Zahlungen über 1,7 Millionen Franken an Firmen von Herrn Piller.»

Der Auditbericht komme ebenfalls zum Schluss, dass die Untersuchungen weitergehen müssen, sagt Migros-Sprecher Tristan Cerf zu BLICK. «Es besteht weiterhin der begründete, schwerwiegende Verdacht der möglichen ungetreuen Geschäftsführung. Dieser wird auf Grund von Strafanzeigen des MGB und der Direktion der MNF durch die Staatsanwaltschaft des Kantons Freiburg untersucht.»

Der MGB unterstütze den Entscheid des Genossenschaftsrats der Migros Neuenburg-Freiburg für eine Urabstimmung, bei der die Mitglieder der Genossenschaft über die sofortige Abberufung der regionalen Verwaltung befinden sollen. «Es besteht aufgrund der schwerwiegenden Vorfälle kein Vertrauen mehr zur regionalen Verwaltung und ihrem seit 23 Jahren amtierenden Präsidenten», sagt Cerf.

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