Auch der Umsatz werde «aller Voraussicht nach» schrumpfen, sagte VCI-Präsident Markus Steilemann in Frankfurt. Eine konkrete Prognose gab der Verband nicht ab. Er warnte vor der Abwanderung von Chemiebetrieben ins Ausland wegen der hohen Gas- und Strompreise in Deutschland.
«Die Ertragslage der gesamten Branche hat sich im Jahresverlauf rapide verschlechtert», sagte Steilemann. Die Vorzeichen für 2023 in der drittgrössten deutschen Industriebranche nach dem Auto- und Maschinenbau seien denkbar schlecht. Jedes vierte Branchenunternehmen mache Verluste. Insbesondere der Mittelstand sei betroffen. Auch Kurzarbeit werde im Frühjahr wieder Thema werden, sagte Steilemann.
Er warnte vor der Abwanderung von Chemiebetrieben besonders nach China und in die USA, die grössten Chemiemärkte weltweit. Dort sei Energie günstiger als in Deutschland. Viele Branchenfirmen wollten weniger investieren und wenn dann, vor allem ausserhalb Deutschlands, sagte er. Fast jedes vierte Unternehmen verlagere Teile der Produktion ins Ausland, zeige eine VCI-Mitgliederumfrage
Die Chemie- und Pharmaindustrie mit gut 475 000 Beschäftigten leidet unter den hohen Gas- und Strompreisen infolge des Ukraine-Kriegs. Die Produktion wird laut VCI dieses Jahr um 6 Prozent gemessen am Vorjahr sinken.
Während die Pharmabranche zulegte, schrumpfte die Herstellung der Chemie allein um rund 10 Prozent. «Einen ähnlich starken Einbruch bei der Produktion gab es zuletzt 2009 als Folge der Weltwirtschaftskrise.» So sei die Produktion von Ammoniak, das in der Dünger- und Pharmabranche gebraucht wird, um 75 Prozent gesunken.
Unterdessen soll der Branchenumsatz um gut 17 Prozent auf den Rekord von 266,5 Milliarden Euro klettern und damit noch stärker als zuletzt angepeilt. Der Zuwachs sei auf die um 22 Prozent gestiegenen Preise für Chemie-Erzeugnisse zurückzuführen, so der VCI. Preisbereinigt falle der Umsatz um fünf Prozent, auch die Verkaufsmengen sänken.
(SDA)