Um drohende weltweite Hungerkrise zu verhindern
Syngenta-Chef Fyrwald fordert Bio-Stopp

Der Welt droht wegen des Ukraine-Kriegs eine Hungerkrise. Um diese zu verhindern, fordert der Chef des Basler Agrarkonzerns Syngenta eine Abkehr vom Biolandbau. Erik Fyrwald behauptet auch, dass Bio der Umwelt schaden würde.
Publiziert: 08.05.2022 um 11:40 Uhr
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Aktualisiert: 10.05.2022 um 10:28 Uhr
Syngenta-Chef Erik Fyrwald fordert einen Bio-Stopp.
Foto: PATRICK STRAUB

Fertig Bio! Das fordert der Chef des Agrarkonzerns Syngenta angesichts einer drohenden Nahrungskrise. Reiche Länder stünden in der Pflicht, ihre Agrarproduktion zu erhöhen, um eine weltweite Hungerkrise zu verhindern, sagte Erik Fyrwald. Die Erträge im Biolandbau könnten je nach Produkt um bis zu 50 Prozent tiefer ausfallen, sagte der 62-jährige US-Manager des Basler Konzerns, einer Tochter der chinesischen ChemChina, im Interview mit der «NZZ am Sonntag». «Die indirekte Folge ist, dass Menschen in Afrika hungern, weil wir immer mehr Bioprodukte essen.»

Der Biolandbau fördere den Landverbrauch, weil er grössere Flächen benötige, sagte Fyrwald. Bio schade auch dem Klima, weil die Äcker in der Regel gepflügt würden, was den CO2-Ausstoss erhöhe. Die Leute sollen nach Ansicht von Fyrwald biologisch produzierte Produkte kaufen dürfen, wenn sie dies wollten, aber die Regierungen sollten darauf pochen, dass die Ertragsverluste nicht derart gross sind. Die EU-Landwirtschaftspolitik strebt demnach einen Bioanteil von 25 Prozent an. In der Schweiz beträgt der Marktanteil 11 Prozent.

Angst vor weltweiten Hungerkrise steigt

Fyrwald plädierte für einen dritten Weg in der Landwirtschaft, also weder nur konventionell noch rein biologisch. Sein Konzept der sogenannten regenerativen Landwirtschaft übernimmt vom Biolandbau die Fruchtfolge und setzt gleichzeitig auf gezielten Pestizideinsatz und Genom-Editierung, um die Erträge zu steigern.

Dass er und Syngenta den Biolandbau aus Konzerninteressen bekämpfen, bestritt er im Interview. «Die ganze Branche erzielt mit Bio hohe Gewinne, weil die Konsumenten bereit sind, viel dafür zu zahlen.»

Der Syngenta-Chef sah eine grosse Gefahr für eine weltweite Ernährungskrise. Bereits vor dem Ukraine-Krieg seien die Preise für Mais, Soja und Getreide wegen Covid-19 und Wetterextremen gestiegen. Es habe eine Dürre in Südamerika und im Westen der USA gegeben, gleichzeitig sei es im Mittleren Westen kalt und nass gewesen. Zudem leide Indien unter einer Rekordhitze.

Grüne-Nationalrat hält dagegen

Und nun komme der Krieg in der Ukraine dazu, sagte Fyrwald. Die Ukraine ernähre 400 Millionen Menschen. Das Uno-Welternährungsprogramm decke den Bedarf von 125 Millionen Menschen, die Hälfte des Getreides komme aus der Ukraine. Dieses falle nun weg.

Der Berner Biobauer und Präsident der Kleinbauern-Vereinigung, Kilian Baumann, bezeichnete die Argumentation von Syngenta als grotesk: Weil die Bauern immer weniger Pestizide einsetzten, kämpfe ein Agrarkonzernvertreter um seine Umsätze. Nicht der Biolandbau, sondern der Hunger auf Fleisch förderten den Landverbrauch, schrieb der Grüne Berner-Nationalrat in einem Tweet.

Auf 43 Prozent der Schweizer Ackerfläche würden Futtermittel angebaut und zusätzlich würden noch 1,2 Millionen Tonnen an Futtermitteln importiert. Um eine tierische Kalorie zu produzieren benötigt es ein Vielfaches an Fläche gegenüber einer pflanzlichen Kalorie, so Baumann. (SDA)

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