SNB-Chef Thomas Jordan erklärt den Entscheid
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SNB-Chef über Zinssenkung:«Bekämpfung der Inflation war wirksam»

Überraschungs-Coup
SNB senkt Leitzins entgegen der Erwartungen auf 1,5 Prozent

Überraschung bei der Schweizerische Nationalbank: Sie senkt den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte – als eine der ersten Nationalbanken. Möglich wurde die Zinssenkung durch die sinkende Teuerungsrate.
Publiziert: 21.03.2024 um 09:34 Uhr
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Aktualisiert: 21.03.2024 um 18:54 Uhr
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Thomas Jordan senkt den Leitzins auf 1,5 Prozent.
Foto: AFP
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Milena KälinRedaktorin Wirtschaft
21.03.2024, 11:19 Uhr

Die wichtigsten Punkte aus der Medienkonferenz

Kurz nach 11 Uhr beendet die SNB ihre Medienkonferenz. Blick fasst nochmals die wichtigsten Punkte für die Bevölkerung zusammen: 

  • Die SNB hat den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 1,5 Prozent gesenkt. Bereits seit mehreren Monaten liegt die Teuerung wieder unter 2 Prozent – es herrscht gemäss SNB Preisstabilität. «Die Lockerung unserer Geldpolitik wurde möglich, weil die Bekämpfung der Inflation über die letzten zweieinhalb Jahre wirksam war», erklärt Thomas Jordan seinen Entscheid.
  • Die Inflation sollte in den nächsten Jahren unter 2 Prozent bleiben – und damit innerhalb des Zielbands der SNB. Für 2024 rechnet die Zentralbank mit einer Jahresinflation von 1,4 Prozent. Zudem sagt Jordan ein leichtes BIP-Wachstum für 2024 voraus.
  • Gemäss Jordan sollte der Referenzzinssatz nicht mehr weitersteigen. Das wären für Mieterinnen und Mieter gute Aussichten. Jordan betont jedoch, dass es sich dabei nur um Prognosen handelt.
  • Auch das Wachstum der Hypothekar-Kredite habe in den letzten Monaten abgenommen. Trotzdem bleibe der Immobilien-Markt verwundbar. Die hohen Preise seien durch gängige Modelle nicht erklärbar, sagte Vize-Präsident Martin Schlegel.

21.03.2024, 11:02 Uhr

Arbeitslosigkeit könnte moderat steigen

Während Corona ist die Arbeitslosigkeit stark zurückgegangen, die Nachfrage nach Arbeit war gross. Mittlerweile hat sich das gemäss Jordan wieder normalisiert – die Arbeitslosigkeit ist leicht gestiegen. 

Die Verlangsamung der Wirtschaft hat also nicht zu einer stark erhöhten Arbeitslosigkeit geführt – wie es üblich wäre. «Eine Erklärung wäre, dass die Firmen Angst haben, Leute zu entlassen. Sie haben Angst, dass sie keine Leute mehr finden, wenn die Wirtschaft dann wieder besser läuft», erklärt Jordan. 

Es sei immer noch relativ einfach, einen Job zu finden. «Wir rechnen aber mit einem moderaten Anstieg der Arbeitslosigkeit», so der SNB-Präsident. Auch die Lohnentwicklung sei wichtig – diese sei kompatibel mit der Definition der Preisstabilität. 

21.03.2024, 10:54 Uhr

Soll SNB UBS stärker kontrollieren?

UBS-Präsident Colm Kelleher hat vorgeschlagen, die SNB sollte eine stärkere Rolle bei der Bankenregulierung einnehmen. «Es ist an der Politik zu entscheiden, wie sie das machen will», erklärt Jordan. Aktuell habe die Schweiz ein funktionierendes System. Beide Systeme hätten ihre Vor- und Nachteile. Mehr wollte der SNB-Präsident dazu nicht sagen. 

21.03.2024, 10:50 Uhr

Die grössten geopolitischen Risiken

Zu den grössten geopolitischen Risiken für die Zentralbanken zählt der Ukraine-Krieg, der Krieg am Gaza-Streifen sowie die Auswirkungen von China auf die Lieferketten. «Wir befinden uns in einer schwierigen Situation», so Jordan. Der Einfluss sei aber nicht mehr so stark wie vor einigen Monaten. 

Zu den US-Präsidentschaftswahlen Ende Jahr wollte Jordan keine Stellung beziehen. «Das wäre nicht angebracht.» 

21.03.2024, 10:47 Uhr

Immobilien-Markt bleibt verwundbar

Die Zinserhöhungen sind gemäss Martin Schlegel bisher auf dem Immobilien-Markt sichtbar. Das Wachstum der Hypothekar-Kredite habe jedoch in den letzten Monaten abgenommen.

Trotzdem bleibe der Immobilien-Markt verwundbar. «Die hohen Preise sind durch gängige Modelle nicht erklärbar», so Schlegel. 

21.03.2024, 10:37 Uhr

Referenz-Zinssatz soll gleich bleiben

Nach heutigen Einschätzungen der SNB wird der Referenz-Zinssatz nicht mehr weiter steigen. Das wären gute Nachrichten für Mieterinnen und Mieter. «Das sind Prognosen. Wir müssen das weiterhin genau abschätzen», erklärt Jordan. Insgesamt siehe die Situation aktuell aber inflationsbedingt deutlich besser aus als noch Ende 2023. Generell würde sich der Immobilien-Markt in der Schweiz nicht so extrem entwickeln wie im Ausland. 

21.03.2024, 10:33 Uhr

Inflation von hohen Mieten getrieben

«Die Inflation ist weitestgehend von inländischen Dienstleistungen getrieben – Mieten spielen dabei eine grosse Rolle», erklärt Jordan. Dafür sei die Teuerung bei importierten Gütern praktisch ganz zurückgegangen. Die Abschwächung der Inflation ist auch auf den starken Franken zurückzuführen. 

21.03.2024, 10:30 Uhr

Keine Staatsgarantie für die UBS

«Die UBS hat keine Staatsgarantie», sagt Martin Schlegel bestimmt. Gemäss einem Journalisten würden diverse ausländische Medien etwas anderes behaupten. Schlegel verweist an die To-big-too-fail-Regel, die die UBS im Krisenfall retten würde. 

21.03.2024, 10:28 Uhr

Preisstabilität hilft der Wirtschaft

Die Preisstabilität ist gemäss Jordan das höchste Ziel der SNB: «Die Stabilisierung der Konsumentenpreise hat positiven Einfluss auf das Funktionieren der Wirtschaft.» Trotzdem habe die SNB keinen direkten Einfluss auf die Preise.

Foto: keystone-sda.ch
21.03.2024, 10:25 Uhr

Risiko: zu restriktive Geldpolitik

Die SNB orientiere sich eher auf die mittelfristigen als die kurzfristigen Bewegungen, erklärt Jordan. Der inflationäre Druck sei heute deutlich geringer. «Würden wir Zinsen nicht anpassen, hätten wir das Risiko, dass unsere Geldpolitik möglicherweise zu restriktiv ist», erklärt Jordan. 

Die SNB hat mit ihrem heutigen Entscheid viele überrascht. Der Präsident betont: «Wir entscheiden immer unabhängig – egal ob andere Zentralbanken vor oder nach uns sich zu einem Zinsschritt entscheiden.» 

SNB-Chef Thomas Jordan (61) senkt den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte. Dieser beträgt damit neu 1,5 Prozent. Die meisten Experten rechneten erst später dieses Jahr mit einer Zinssenkung. Damit reagiert die SNB auf die sinkende Inflation. Zuvor gab es drei Zinspausen. 

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Die Teuerung ist diesen Februar auf 1,2 Prozent gesunken und befindet sich damit innerhalb des Zielbands der SNB von maximal zwei Prozent. Und das bereits seit einigen Monaten. Für das Gesamtjahr erwarten die Bundesökonomen neu nur noch eine Inflation von 1,5 – statt bisher 1,9 Prozent. 

Zuvor hatte die SNB ab Juni 2022 den Leitzins von damals -0,75 Prozent in nur fünf Schritten auf 1,75 Prozent gehievt und danach zweimal unverändert belassen. Sie hatte damit der Jahre andauernden Negativzinsära in der Schweiz ein Ende gesetzt.

Die US-Notenbank Fed hat den Leitzins am gestrigen Mittwoch bereits zum fünften Mal infolge unverändert gelassen: Er liegt damit weiterhin in der Spanne von 5,25 bis 5,5 Prozent. Die Europäische Zentralbank mit einem Leitzins von 4,5 Prozent wird am 11. April entscheiden, wie es weitergeht. (SDA/kae)

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