Neues Kapitel im grossen Migros-Streit: Damien Piller (61) hat der Zentrale in Zürich den Rücktritt angeboten. Zunächst per Mitte Dezember. Dann per sofort. Die Bedingung war, dass alle Anzeigen zurückgezogen würden.
Piller ist Präsident der regionalen Genossenschaft Neuenburg und Freiburg. Ihm wird vorgeworfen, sich auf Kosten der Migros bereichert zu haben. Im Mittelpunkt stehen zwei Zahlungen à 864’000 Franken aus den Jahren 2014 und 2015. Das Geld floss von der lokalen Migros-Genossenschaft an Gesellschaften von Piller.
Die Migros-Zentrale in Zürich hat deswegen Strafanzeige eingereicht. Der Verdacht: ungetreue Geschäftsführung und Betrug. Die lokale Migros-Genossenschaft hat eine zweite Strafanzeige eingereicht. Ausserdem laufen zivilrechtliche Verfahren.
Fünf Kanzleien involviert
Piller bestreitet die Vorwürfe. Seit Wochen setzt er sich öffentlich zur Wehr. Zuletzt ging er gerichtlich gegen das «Migros-Magazin» vor – wegen Ehrverletzung. Er hat eine superprovisorische Verfügung erwirkt, die der Migros verbietet, die Vorwürfe zu wiederholen. Es ist bereits das dritte Mal, dass Piller zu diesem Mittel greift. Fünf Kanzleien sind mittlerweile in den Streit involviert.
Piller sagt, ein Gutachten würde ihn entlasten. Es war das dritte, das in dieser Angelegenheit angefertigt wurde. BLICK liegt das 49 Seiten starke Dossier vor. Die dreiseitige Konklusion am Ende listet zahlreiche Mängel in der Geschäftsführung auf, liefert aber tatsächlich keinen schlagenden Beweis für die gravierenden Vorwürfe.
Trotzdem: Die Publikation des Rapports Anfang Oktober brachte Piller abermals unter Druck. Deshalb traf sich der Romand zwei Tage darauf mit Vertretern des Migros-Genossenschaft-Bundes am Limmatplatz in Zürich, wie BLICK weiss. Das Treffen fand im Geheimen statt.
Friedensangebot abgelehnt
Piller wollte den Streit beilegen und abtreten. Er bot zunächst den Rücktritt auf Mitte Dezember an. Dann den sofortigen Abgang. Einzige Bedingung: Die Migros sollte alle Verfahren einstellen. Sämtliche Klagen gegen ihn zurückziehen. Die Migros-Führung in Zürich liess sich aber nicht auf diesen Kuhhandel ein.
Die Migros verzichtet auf eine offizielle Stellungnahme. Pillers Anwalt Philippe Leuba (53) lässt einen Fragekatalog von BLICK bis Redaktionsschluss unbeantwortet.
Das letzte Wort haben nun die Genossenschafter der Region Neuenburg-Freiburg. Sie sind aufgefordert, für oder gegen Piller zu stimmen. Bis am 16. November können sie ihre Stimme abgeben. Es ist die erste Urabstimmung in der Geschichte der Genossenschaft. Der Ausgang ist völlig offen.