Was für ein Pech für den Schweizer Möbelhändler Interna! Zwei Wochen vor dem teuren Umzug nach Winterthur ZH im Januar kam der Franken-Schock. Auf einen Schlag wurden Möbel im Ausland 20 Prozent billiger. Doch Vize-CEO Alessio Bertuca ist ein Optimist: «Wir haben das Beste daraus gemacht», sagt er zu BLICK. Die Konkurrenz startete eine Rabattschlacht, um ihre Kunden nicht an die Deutschen zu verlieren. Die Preise fielen bis zu 30 Prozent. «Solche Aktionen machen wir nicht mit. Das wirkt unglaubwürdig», sagt Bertuca. Stattdessen schreibt das Familienunternehmen seine Waren in Euro an. Und verkauft zum Kurs von 1.05 Franken.
Bertuca ist ein Kämpfer: «Wir können mit dem Ausland konkurrenzieren. Wir haben keine Angst vor den Deutschen!»
Die Situation ist ernst. Nach dem Franken-Schock starteten die grenznahen deutschen Möbelhändler eine aggressive Werbe-Attacke in der Schweiz. Nach dem Preis ist der Service ihre schärfste Waffe: Sie machen die Zollabwicklung, erstatten die Mehrwertsteuer zurück und liefern direkt in die Wohnung.
«Schweizer Möbelhändler müssen sich jetzt deutlicher abheben», rät Kurt Frischknecht vom Verband Möbelschweiz. Das könne über Exklusivität geschehen, über stärkere Design-Orientierung oder Tiefstpreise. «Wer das schafft, wird Erfolg haben.»
Früher gab es in jedem grösseren Dorf einen Möbelfachhändler. Angeführt von Ikea teilen heute zehn grosse 80 Prozent des Markts unter sich auf.
Auch sie leiden. BLICK weiss: Pfister, die Nummer zwei, ersetzt nicht mehr alle Personalabgänge. Das bestätigt Sprecher Alfredo Schilirò. «Der Preisdruck hat deutlich zugenommen.» Und: «Wir stellen einen Rückgang der Kundenfrequenzen fest.» Jetzt sollen die Preise noch weiter fallen: «Wir streben Preisparität mit dem grenznahen Ausland an.»
Bei Möbel Svoboda in Schwarzenbach SG ist die Lage dramatischer: Sieben von 60 Angestellten wurden per 1. Juli entlassen. Ein Sprecher sagt: «Wir mussten die Verträge auflösen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.» Letzte Woche teilte der Berner Möbelhersteller Fraubrunnen mit, die Hälfte seiner Stellen abbauen zu müssen.
Entlassungen sind bei Interna in Winterthur noch kein Thema. «Wir müssen nun aber 20 Prozent mehr Umsatz machen, um das gleiche Ergebnis zu erreichen wie im Vorjahr», sagt Bertuca. Im Mai und Juni verkaufte er allerdings zehn Prozent weniger.
Ennet der Grenze will man die Situation nicht kommentieren. Nur Fabian Kummle vom Möbelmarkt Dogern bei Waldshut antwortet BLICK – mit einem Werbespot: «Schweizer sparen bei uns noch immer bis zu 25 Prozent.»