Whistleblower wie Edward Snowden (35), Hervé Falciani (46) oder Rudolf Elmer (62) eignen sich zur Heroisierung auf der Leinwand. Von der französischen Whistleblowerin Stéphanie Gibaud, die am Anfang des UBS-Skandals in Frankreich stand, gibt es noch keine Verfilmung. Dennoch ist auch ihre Geschichte filmreif.
Morgen Donnerstag findet ein weiterer Akt des Dramas um die ehemalige Marketingchefin von UBS Frankreich statt. Die 53-Jährige, die sich weigerte, ihre Festplatten zu löschen und Daten an Behörden herausgab, hofft, dass sie als Whisteblowerin vom Staat geschützt wird.
Neben dem Schutzstatus verlangt sie, dass Frankreich für die Schäden aufkommt, die ihr entstanden sind. Die alleinerziehende Mutter ist seit ihrer Entlassung 2012 bei der UBS arbeitslos.
UBS machte Verleumdung geltend
Das Verwaltungsgericht in Paris urteilt am Donnerstag über Gibauds Ersuchen, wie das «Tribunal administratif de Paris» bestätigt. Der Fall der Whistleblowerin läuft parallel zum UBS-Prozess vor dem Pariser Strafgericht. Dort wird heute Mittwoch der Ex-Chef des UBS-Vermögesverwaltungsgeschäfts, Raoul Weil (58), aussagen.
Der UBS-Prozess startete Anfang Oktober. Die französische Justiz wirft der UBS illegales Anwerben von Kunden sowie Geldwäscherei vor.
Die Grossbank und Gibaud zogen sich gegenseitig bereits mehrmals vor Gericht. So erhielt Gibaud vor dem Arbeitsgericht 2,7 Prozent ihrer Lohn- und weiterer Ansprüche an die UBS zugesprochen. Ein Verfahren wegen Verleumdung in Gibauds Buch «Die Frau, die zu viel wusste» ist laut UBS-Sprecher Jean-Raphaël Fontannaz noch offen. Zu Gibauds Verfahren von morgen wolle die UBS nichts sagen.
Gibaud gleiste französische Kunden auf
Zu den delikaten Informationen kam Gibaud, als sie von 2001 bis 2008 Anlässe für potenzielle UBS-Kunden organisierte – Opernaufführungen, Tennis- und Golfturniere. Sie notierte Details über die Kunden sowie die Namen etlicher Schweizer Berater, welche die Franzosen an diese Anlässe begleiteten.
Die Führung von UBS Frankreich wurde nach Bekanntgabe des Falls um den UBS-Whistleblower Bradley Birkenfeld im Jahr 2008 nervös. Ihre Vorgesetzte forderte sie gemäss Gibaud dazu auf, ihre Notizen zu löschen.
Sie weigerte sich und gab ihre Informationen an Behörden und Medien weiter. Unter anderem dank Gibaud soll Frankreich 38'000 französische UBS-Kunden aufgespürt haben, die rund 12 Milliarden Franken auf Schweizer Bankkonten versteckten. Die UBS bestreitet Gibauds Aussagen.
Die Französin gilt als nicht anstellbar. Die Anerkennung als Whistleblowerin könnte ihren Ruf wiederherstellen.