Wenn die Schweizer Grossbanken ihre Jahresergebnisse präsentieren, hat das den morbiden Charme von Beerdigungen. Gestern war die Credit Suisse an der Reihe. CEO Brady Dougan (55) wirkte übernächtigt und abgekämpft. Wenn er nicht gerade sprach, sass er teilnahmslos auf dem Podium. Die Arme wie ein Schutzschild verschränkt, der Blick ging ins Leere.
Was für ein Unterschied zum Dougan vor ein paar Jahren. Der Amerikaner war ein Daueroptimist. Die CS sei der Konkurrenz weit voraus, sagte Dougan wieder und wieder. Sobald der Aufschwung komme, werde man liefern. Doch der Aufschwung kam nicht.
200 Millionen Sparprogramm
Mittlerweile glaubt auch Dougan nicht mehr daran. Gestern kündigte er das nächste Sparprogramm an. Es müssen nochmals 200 Millionen Franken weg. So sollen die schlimmsten Auswirkungen der Franken-Aufwertung abgefedert werden.
Auch bei der UBS kommt keine Freude auf. Wie Dougan kennt ihr Chef Sergio Ermotti (54) seit Jahren nur ein Thema: Sparen, streichen, abbauen, Kosten senken.
Das hat tiefe Spuren hinterlassen. BLICK hat den Vergleich mit dem Jahr 2006 gemacht, dem letzten Jahr vor der grossen Krise. Fazit: UBS und CS heissen zwar noch gleich, sonst ist aber alles anders. Die stolzen Schweizer Grossbanken sind zu Schrumpfbanken geworden (siehe Tabelle).
Die Bilanz der UBS ist heute nicht einmal mehr halb so gross wie damals. Jene der CS ist um mehr als ein Viertel kleiner als 2006. Damals spekulierten die Banker mit eigenem Geld im US-Immobilienmarkt. Die Regel war: Je höher der Einsatz, desto höher der Gewinn.
Nach dem Crash galt das Gleiche für die Verluste. Die UBS verlochte 50 Milliarden und ging fast pleite. Heute überlässt sie das Investmentbanking den Wall-Street-Banken. Die CS hat ihre Ambitionen, bei den Grossen mitzumischen, weniger gestutzt, doch der Erfolg ist überschaubar.
Ebenso dramatisch wie die Bilanz sind die Einnahmen geschrumpft. Mitte der Nuller-Jahre waren zweistellige Milliardengewinne an der Tagesordnung. Eigenkapitalrenditen über 25 Prozent Standard. Heute sind Enttäuschungen Standard: Das auf 15 Prozent gesenkte Renditeziel verfehlen UBS und CS mit schöner Regelmässigkeit.
Selbst die Löhne sind nicht mehr das, was sie mal waren. UBS-Präsident Marcel Ospel (65) kassierte im Jahr 2006 26,6 Millionen, die CEOs steckten ähnlich viel ein. Heute kriegen sie höchstens noch ein Drittel davon.