Es ist natürlich immer eine Frage der Perspektive: 1,25 Milliarden Franken Gewinn sind für die UBS ein gutes Quartalsergebnis. Deutlich mehr als vor noch vor einem Jahr im dritten Quartal – und deutlich mehr als Finanzexperten und Analysten erwartet haben. Wohl auch deshalb, weil UBS-Boss Sergio Ermotti (58) nach dem zweiten Quartal tief gestapelt und vor übertriebenen Gewinnerwartungen gewarnt hat.
Doch dieses Quartalsergebnis ist auch das bislang schlechteste in diesem Jahr. Traditionellerweise ist das dritte Quartal bei den Banken das schwächste, doch das muss nicht zwingend sein, wie die US Grossbank J. P. Morgan vor kurzem gezeigt hat: Das dritte Quartal war bei den Amerikanern in diesem Jahr das zweitbeste.
Vermögensverwaltung harzt
Der wirkliche Wermutstropfen: Die Gewinnsteigerung kommt aus der Investmentbank und nicht aus der Vermögensverwaltung. Doch die ist das erklärte Kerngeschäft der UBS. Immerhin: Die Bank hat wieder frisches Geld von reichen Kunden gewinnen können – ein gutes Zeichen.
Fast etwas versteckt in der Mitteilung der Bank ist die eigentliche Überraschung: Die Schweizer Grossbank UBS wird künftig über Geschäftsverlauf, Buchhaltung und Berichterstattung in Dollar und nicht mehr in Schweizer Franken berichten. Die Umstellung erfolgt bereits auf Ende 2018!
Dollar statt Franken
Keine andere grosse Bank der Welt berichtet nicht in der Währung ihres Heimatlandes. Die grösste Bank der Welt, die Industrial and Commercial Bank of China berichtet in der chinesischen Währung Renminbi. Auch die grösste Bank Japans und Nummer Vier der Welt, oder die grösste europäische Bank, die französische BNP Paribas, veröffentlichen ihre Zahlen in der Währung des Heimmarktes.
Das Geschäft in den USA und in Asien hat für die UBS grosse Bedeutung. Erträge, aber auch Kosten fallen also zu einem guten Teil in Dollar an. Da ist es verlockend, sich das Umrechnen zu ersparen, wie das zum Teil auch Industrie- oder Pharma-Konzerne tun. Auf die Frage von BLICK begründet UBS-Chef Ermotti den Wechsel: «Das hat vor allem mit Auflagen für die Buchführung zu tun. 80 Prozent unserer Gelder sind nicht in Schweizer Franken angelegt.» Das sei kein Entscheid gegen die Schweiz!
Diesbezüglich meldet Bankenexperte Martin Janssen (69) gewisse Zweifel an: «Die Bedeutung der Schweiz für die UBS nimmt ab.» Dafür gebe es aber auch gute Gründe, sagt der Bankenexperte und Geschäftsführer der Ecofin-Gruppe: «Keine andere Bank der Welt ist so international aufgestellt wie die UBS. Sowohl in Bezug auf die Eigentümer, die Mitarbeiter und als auch die Kunden.»
Trotzdem: Zehn Jahre nach der Rettung der UBS durch die Eidgenossenschaft ist der Rausschmiss des Schweizer Frankens aus der Konzernberichterstattung der Bank doch ein seltsames Zeichen!