Irgendwo müsse er Abstriche machen, sagte UBS-Chef Sergio Ermotti (59). Entweder er zahle wegen der Negativzinsen für das Geld auf den Kundenkonti drauf. Oder er überwälze die Strafzinsen auf die Kunden – mit dem Risiko, dass diese ihr Geld abzügeln.
Die UBS folgt nun der Konkurrenz und erhebt nach der Credit Suisse, Postfinance und der Aargauischen Kantonalbank ab November ebenfalls Negativzinsen bei vermögenden Kunden. Konkret: Wer Franken-Barbestände von über 2 Millionen hält, muss darauf einen Zins von 0,75 Prozent zahlen.
Kleinsparer verschont
Die anhaltenden Tiefzinsaussichten liessen ihm keine Wahl, sagte Ermotti bei der Präsentation der Zahlen für das dritte Quartal. «Wir erhöhen die Teilung der Lasten bei den Negativzinsen», betont er. Gleichzeitig macht er aber klar: «Auch wenn die Negativzinsen anhalten, werden wir bei den Kleinkunden auch künftig keine Negativzinsen erheben.»
Wo er die Schwelle für Kleinkundenvermögen sieht, wollte Ermotti auf Anfrage von BLICK nicht sagen. Es ist gut möglich, dass die UBS wie die Postfinance dereinst bereits auf Vermögen von über 500'000 Franken einen Strafzins einführt.
Dass die Banken auf die nun bereits seit 2015 dauernde Negativzinsbelastung reagieren müssen, verdeutlichte am Vortag auch der Chefökonom der UBS-Vermögensverwaltung in seiner Analyse. «Die Banken könnten vermehrt gezwungen sein, Negativzinsen an ihre Sparer weiterzugeben», heisst es.
Auftrag für Iqbal Khan
Die Negativzinsen auf Euro-Konti, die die UBS 2017 einführte, hätten bereits zu bedeutenden Geldabflüssen geführt, so Ermotti. Allerdings sei dies erwünscht gewesen wegen des Überhangs an Euro-Beständen. Generell hofft die Grossbank aber, dass die Kunden die Gelder wegen der Negativzinsen nicht ganz abziehen, sondern in andere UBS-Anlagen verlagern.
«Schliesslich haben alle Banken dasselbe Dilemma und kommen nicht um Negativzinsen herum», führt Ermotti aus. Es gehe nun darum, für reiche Kunden alternative Anlagen zu finden. Zumindest im dritten Quartal haben die vermögenden Kunden kein Geld abgezügelt. Im Gegenteil: Der grösste Vermögensverwalter der Welt hat einen Zufluss von 16 Milliarden Dollar an Neugeldern verzeichnet.
Eine wichtige Figur für die UBS-Vermögensverwaltung ist seit diesem Monat der ehemalige Credit-Suisse-Manager Iqbal Khan (43). Der neue Co-Chef der internationalen Vermögensverwaltung der UBS hat die letzten Wochen Schlagzeilen gemacht wegen der Spionageaffäre und des Nachbarzwists mit CS-Chef Tidjane Thiam (57). Laut Ermotti hat Khan nun 60 Tage Zeit, um Vorschläge abzuliefern, wie die globale Vermögensverwaltung der UBS auf Vordermann zu bringen ist.