UBS-Chef Ermotti übt Kritik an Politik
Junge von heute sollen bis 72 arbeiten

UBS-CEO Sergio Ermotti ist die Schweiz zu behäbig. Er fürchtet, dass andere Ländern an uns vorbeiziehen. Ein Dorn im Auge ist ihm auch die Altersvorsorge. Dabei schlägt er vor, dass heute Junge sich darauf einstellen sollten, deutlich länger zu schuften.
Publiziert: 26.01.2019 um 13:28 Uhr
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Aktualisiert: 26.01.2019 um 13:31 Uhr
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Diese Woche hat die UBS ihre Zahlen fürs letzte Jahr veröffentlicht. 4,9 Milliarden Dollar verdiente die Grossbank von CEO Sergio Ermotti (58) 2018. Das ist weniger, als die Experten erwartet hatten und so musste die Aktie einen erneuten Dämpfer an der Börse hinnehmen.

Im Interview mit der «Schweiz am Wochenende» verteidigt der Chef seine Strategie, voll auf die Vermögensverwaltung zu setzen. «Die UBS ist in der Vermögensverwaltung der unbestrittene Marktführer», so Ermotti. Das globale Vermögenswachstum sei ein fundamentaler Trend. Immer aufwärts geht es aber trotzdem nicht. Das zeigen die jüngsten Zahlen: Im letzten Quartal 2018 musste die Bank einen Abfluss an Kundengeldern im Umfang von umgerechnet fast 7,9 Milliarden Franken hinnehmen.

«Zu viele Bedenkträger»

Während er sein eigenes Unternehmen gegen alle Kritik verteidigt, teilt er selbst kräftig aus. So vermisst er das richtige Umfeld für Unternehmen in der Schweiz. Unternehmergeist und Wagnis sehe man erst mal kritisch. Nicht der Nutzen, sondern die Risiken stünden im Vordergrund, so Ermotti. «Es gibt in der Schweiz aus meiner Sicht zu viele Bedenkenträger. Und sie haben zu viel zu sagen.»

In der Schweiz könnten wir nicht einfach verwalten, was wir hätten, warnt Ermotti. Als Gegenbeispiel nennt er etwa Asien. Dort herrschten Aufbruch und Pioniergeist. Weit voraus sei bei neuen Technologien beispielsweise Israel. Stillstand bedeute Rückschritt. Wo es dagegen hierzulande in schnellem Tempo vorwärtsgehe, sei einzig beim Wachstum des Staats, moniert der Bankenchef. Er fordert, dass dieser schlanker werden müsse. 

Kritik am AHV-Steuer-Päckli

Auch bei grossen Problemen wie etwa der Altersvorsorge sieht er Handlungsbedarf. Es passiere da zu wenig. Statt dass bürgerliche Kräfte gemeinsam liberale Reformen anpacken würde, gäbe es «unheilige Allianzen» oder dann heisse es: «Einer gegen alle anderen».

Die Verknüpfung der AHV-Reform und der Unternehmenssteuerreform hält er persönlich für bedenklich. Die beiden Themen hätten nichts miteinander zu tun. Das Resultat: echte Probleme würden in keiner Weise gelöst. Der AHV-Teil des Pakets sei nämlich keine echte Reform.

Länger leben, länger arbeiten

Was sind seine Ideen zur Sicherung der Altersvorsorge? Er ist für eine Kombination von Massnahmen. «Natürlich müssen wir länger arbeiten, wenn wir immer länger leben», so seine Antwort auf die Frage nach einem höheren Rentenalter. «Ein Vorschlag wäre: Alle, die heute 35 oder jünger sind, sollten sich darauf einstellen bis 70 oder 72 zu arbeiten.» Anders wäre es für Ältere. 

Auch eine höhere Mindestrente und mehr Gerechtigkeit für arbeitende Rentner, die wegen höheren Beiträgen an die Pensionskasse deutlich teurer sind als Junge, sind Themen, die Ermotti beschäftigen. Warum? «Ich glaube, der nächste grosse Konflikt wird nicht mehr die Umverteilung zwischen Arm und Reich sein. Sondern der Konflikt zwischen den Generationen.» (jfr)

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