UBS-Betrüger Adoboli teilt aus
«Banken haben aus ihren Fehlern nichts gelernt»

Die Finanzindustrie lerne nicht aus ihren Fehlern, warnt der Ex-UBS-Händler Kweku Adoboli, der 2012 wegen Betrugs verurteilt worden war. Die Institute schöben die Verantwortung für Fehler auf Individuen statt das System zu reflektieren, das zu diesen Fehlern führe.
Publiziert: 23.10.2015 um 19:48 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 22:25 Uhr
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Kweku Adoboli erscheint vor Gericht in London.
Foto: Reuters

Das sagte Adoboli in einem Interview vom Donnerstag mit der «Financial Times». Adoboli hatte der grössten Schweizer Bank mit risikoreichen Spekulationen einen milliardenschweren Handelsverlust eingebrockt und war 2012 zu einer Freiheitsstrafe von sieben Jahren verurteilt worden. Im Sommer 2015 wurde er vorzeitig aus der Haft entlassen. Derzeit kämpft Adoboli gegen seine Abschiebung nach Ghana.

Adoboli erklärte in dem online als Podcast verfügbaren Interview, er erkenne heute an, dass seine Handlungen unehrlich gewesen seien. Er habe aber nur in guter Absicht gehandelt. Zuerst wollte er nach eigenen Angaben vor Gericht auf schuldig plädieren. Er entschied sich jedoch dagegen.

Hätte er auf schuldig plädiert, wäre der Fall als Fehler eines Einzelnen abgetan worden, begründete Adoboli. Er wollte «die Geschichte erzählen als eine Lektion für andere und um andere vor den Fehlern zu schützen, die wir gemacht haben.» Seine Strategie habe sich gelohnt, auch wenn er durch ein Geständnis mit einem milderen Urteil hätte rechnen dürfen.

Von der Interviewerin auf die Anstrengungen der UBS angesprochen, dafür zu sorgen, dass er verurteilt wird, sagte er, er verstehe das. Allerdings wies er darauf hin, dass es in der Finanzindustrie häufig vorkomme, dass von Individuen verlangt würde, die Verantwortung für die Fehler zu übernehmen. «Das ist eine grosse Schande, weil es bedeutet, dass es keinen institutionellen Lernprozess gibt», sagte Adoboli. «Wir müssen von den Fehlern einzelner und von Gruppen lernen und das kulturelle Verhalten reflektieren. Aber das geschieht nicht.»

Adoboli arbeitete für die UBS in London als Händler mit börsennotierten Indexfonds (exchange traded fund, ETF). Dort handelte er einerseits im Namen von Kunden, spekulierte andererseits aber auch mit dem Geld der Bank. Neben ihm arbeiteten in dem für ihn verhängnisvollen Jahr 2011 drei weitere Händler an diesem Desk. Adoboli selbst war nach eigenen Angaben mit 30 Jahren der älteste. Der Jüngste war laut dem Ex-Händler damals 26 Jahre alt.

Adoboli erklärte, das EFT-Desk sei zentral für die Investmentbank gewesen. Von ihrem Team sei ein grosser Beitrag zur Profitabilität erwartet worden. Die UBS sei damals unter Druck gewesen, führte er aus. Nach dem Bail-Out durch die Schweizer Steuerzahler habe die Bank trotz der Rückzahlung mehr Risiken eingehen wollen, um die Profitabilität gruppenweit zu erhöhen.

Im Rückblick verwies Adoboli auf die Komplexität der Produkte, mit denen sie handelten. Sie seien damals auch zu unerfahren gewesen. Er räumte ein, eine Reihe von naiven Entscheidungen getroffen zu haben, die schliesslich zur Anhäufung der riesigen Verluste geführt hätten. Als alles schief lief, habe er kaum mehr geschlafen. «Wir waren alle müde und hatten die Fähigkeit verloren, vernünftige Entscheidungen zu treffen.»

Bereits vor Gericht hatte Adoboli zugegeben, Risikovorschriften der UBS missachtet und mit geheimen Konten gearbeitet zu haben. «Eine beträchtliche Anzahl von Leuten wusste davon. Es wurde von allen um uns herum akzeptiert», sagte er im Interview und wiederholte damit seine Position, die er vor Gericht vertreten hatte.

Der Skandal damals hatte auch Folgen für die UBS. Konzernchef Oswald Grübel trat zurück und wurde durch den damaligen Europa-Chef Sergio Ermotti ersetzt. Zudem nahmen die Finanzaufsichtsbehörden der Schweiz und Grossbritanniens die Investmentbank der UBS wegen schwerwiegenden Kontrollmängeln an die Kandare. Überdies wurde die UBS im Jahre 2012 mit 29,7 Millionen Pfund (damals 44,2 Millionen Franken) gebüsst. (SDA)

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