Der Schweizer Franken ist gegenüber der türkischen Lira ein wahres Muskelpaket! 2005, nach der türkischen Währungsreform, waren Lira und Franken noch gleich viel wert. Vor einem Jahr konnte man sich für einen Franken schon 3,7 Lira kaufen. Und heute kriegt man schon 4,7 Lira dafür. Besonders stark war der Lira-Schwächeanfall in den letzten drei Wochen.
Grund: Die internationalen Investoren haben keine Lust mehr auf den Erdo-Wahn, ziehen ihr Geld ab. Dass Präsident Recep Tayyip Erdogan (64) gerade Druck auf die Zentralbank aufbaut, die Leitzinsen nicht noch mehr anzuheben, verscheucht gleich noch mehr Anleger.
Gleichzeitig hat Erdogan die Bürger seines Landes dazu aufgerufen, ihre Dollar- und Euro-Guthaben in die kriselnde heimische Währung umzutauschen. Auf einer Wahlkampfveranstaltung in Erzurum im Osten des Landes wandte er sich am Samstag an die Bevölkerung: «Meine Brüder, die Dollars oder Euros unter ihren Kissen haben», sagte er, «geht und tauscht euer Geld in Lira um.»
Sonnenhungrige profitieren
Während die türkische Wirtschaft unter den ansteigenden Auslandsschulden ächzt, freut das dagegen die Touristen, die billig Sonne tanken wollen. Die Buchungen für Türkei-Ferien haben in den letzten Monaten angezogen. Eine Sprecherin der Hotelplan-Gruppe, zu der auch Migros Ferien, Travelhouse und Globus Reisen gehören, spricht auf Nachfrage von einem Plus von 66 Prozent. Auch DER Touristik, der Mutterkonzern von Kuoni und Helvetic Tours, berichtet von steigender Nachfrage.
Und Daphne Suter Nasih (29), Filialleiterin im Reisebüro Hauger in Brunnen SZ, sagt: «Im letzten Jahr haben vor allem die Buchungen für All-inclusive-Hotels in der Südtürkei wieder stark angezogen. Doch natürlich sind wir noch nicht auf dem Niveau von vor drei, vier Jahren.»
Seit dem Putschversuch gegen Erdogan 2016 ist der Tourismus in der Türkei massiv eingebrochen. Die Terroranschläge der letzten Jahre in Ankara und Istanbul taten das Ihrige.
Türken wollen zurück aufs Vor-Krisen-Niveau
Ist der Frust über Erdogan jetzt etwa abgeflacht? Nicht wirklich, sagen die Experten. «Aber die Südtürkei sei so wunderschön und der Preis so tief, da wollen sie trotzdem hin», sagt Suter Nasih. «Schliesslich zahlt man in der Türkei pro Reise 200 bis 300 Franken weniger als für die gleiche Leistung in einem anderen Mittelmeerland.»
Nicht nur die Reiseanbieter sind darum euphorisch – auch die türkische Tourismusbehörde rechnet mit einer Erholung: Halbierte sich die Zahl Schweizer Touristen von 2015 auf 2016 von knapp 400'000 auf gut 200'000, erhoffen sich die Schweiz-Vertreter des türkischen Kultur- und Tourismusbüros dieses Jahr eine Rückkehr aufs Vor-Krisen-Niveau.