Luzern ist seit mehreren Jahren definitiv der Touristen-Hotspot der Schweiz. Wer da einen Laden oder ein Restaurant führt, der hat ausgesorgt und kann Monat für Monat einen fetten Batzen aufs Konto überweisen. Müsste man meinen. Erst recht, wenn wie im Mai 2019 eine XXL-Reisegruppe aus China über die Stadt herfällt. Der chinesische Tourist gibt pro Tag im Schnitt 380 Franken aus! Paradiesische Zustände für den Luzerner Tourismus und die angegliederten Geschäfte und Hotels.
Dem ist aber nicht so, wie das Onlineportal «Zentralplus» schreibt. Nur die wenigsten Gewerbetreibenden und Wirte würden von den Touristen profitieren. Das Problem: Die Touristen werden per Car zu den wichtigsten touristischen Sehenswürdigkeiten gekarrt. Dort werden die Reisenden ausgeladen und in die grössten und bekanntesten Schmuckgeschäfte oder Uhren-Boutiquen geführt, wo sie sich mit hochpreisigen Andenken an den Schweiz-Trip eindecken und dann wieder in den Bus steigen. Weg sind sie.
Jedes dritte Geschäft verdient nichts an Touristen
Grosse Teile der Stadt sehen sie höchstens vom Bus aus. Wenn sie dann nicht schon längst eingenickt sind - Shoppen macht müde. Das merken Lädeler und Beizer. In der Luzerner Neustadt, das sich selber als «urbanstes Quartier der Stadt anpreist» und keine 100 Meter von der Kapellbrücke entfernt liegt, machen die Hälfte der Geschäfte nur 5 Prozent mit Touristen.
31 Prozent geben sogar an, keinen Franken an den Touristen zu verdienen. Zu diesem ernüchternden Ergebnis kommt eine Umfrage des Quartiervereins Hirschmatt-Neustadt. Von 167 angefragten Unternehmen haben 74 an der Umfrage teilgenommen.
Die Bilanz: Gruppenreisende spielen bei kleinen Läden und Unternehmen keine Rolle. Der Anteil der Touristen an der Zahl der Gesamtkunden hat sich bei den allermeisten Unternehmen nicht verändert, obwohl sonst die Anzahl der Besucher in Luzern seit Jahren steigt.
Kluft zwischen Einheimischen und Touristen wird grösser
Die Umfrage unter den Gewerbetreibenden dürfte Wasser auf die Mühlen derer sein, die sich immer lauter über den Massentourismus beklagen. Die Kluft zwischen Einheimischen, die sich in ihrer Stadt immer fremder fühlen und den Touristen aus aller Welt wird so gewiss nicht kleiner. Zumal die Tourismusverantwortlichen immer wieder gepredigt haben, dass alle vom Tourismus profitieren würden. Dem ist nun offensichtlich nicht so.