Trotz Übernahme-Deal
Syngenta-GV ohne Chinesen

Der Verwaltungsrat des Agrochemiekonzerns Syngenta wirbt für den Übernahmedeal mit Chemchina. Aktionäre stellten an der heutigen GV kritische Fragen zum Kauf der Chinesen. Doch die Käufer blieben der Versammlung fern.
Publiziert: 26.04.2016 um 13:52 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 20:14 Uhr
Heute hielt der Basler Agrarchemiekonzern Syngenta seine GV ab.
Foto: Patrick Straub / Keystone

Die chinesische Staatsfirma Chemchina will den Basler Agrochemiekonzern Syngenta für 43,7 Milliarden Franken kaufen. Der Verwaltungsrat von Syngenta gab den Deal Anfang Februar bekannt. An der heutigen Generalversammlung des Konzerns nutzte der Verwaltungsrat die Gelegenheit, um vor den Aktionären für den Verkauf zu werben.

Der grosse Abwesende war ChemChina-Chef Ren Jianxin. Dabei hätten verschiedene Aktionäre, darunter eine Menschenrechtsorganisation, kritische Fragen an ihn gerichtet. Sie wollten mehr über die Pläne des Unternehmens wissen, so etwa zu einem möglichen Nachhaltigkeits-Management.

ChemChina-Chef Ren Jianxin (links) glänzte an der Syngenta-Generalversammlung vom Dienstag in Basel durch seine Abwesenheit. Syngenta-Verwaltungsratspräsident Michel Demare (rechts) pries vor den Aktionären den Deal mit ChemChina an. (Archivbild)
Foto: GEORGIOS KEFALAS

Lieber an Chemchina als an Monsanto

Auch zum künftigen Verkauf des hochgiftigen Herbizids Paraquat gab es Fragen. Das Pestizid ist in der EU und in der Schweiz seit längerem verboten, wird aber in vielen anderen Ländern noch gespritzt. Seit langem fordern Nichtregierungsorganisationen ein Verbot des Herbizids. Es führe regelmässig zu Gesundheitsschäden und zu Todesfällen bei den Bauern, so die Kritik. Syngenta versichert dabei immer die Unterstützung eines verantwortungsvollen Umgangs mit Herbiziden.

Ob die Abwesenheit Rens das Vertrauen der Aktionäre und der Arbeiter in den Deal fördert, ist fraglich. Verwaltungsratspräsident Michel Demaré will deshalb beruhigen: Man habe mit dem Deal «im besten Interesse aller Beteiligten entschieden.» Das Geschäft sei «attraktiver und weniger riskant» für Syngenta als etwa ein Verkauf des Unternehmens an die amerikanische Monsanto. Demaré bekräftigte die Absicht, Syngenta zu einem späteren Zeitpunkt zumindest teilweise wieder an die Börse zu bringen.

Deal noch nicht in trockenen Tüchern

Die Aktionäre von Syngenta zeigen sich indes weiterhin zurückhaltend. Der Aktienkurs notiert aktuell mehr als 10 Prozent unter dem gebotenen Preis. Laut Analysten bringen Investoren damit das Risiko zum Ausdruck, der Deal könnte scheitern. John Ramsay, Interimschef des Basler Konzerns, lässt sich davon nicht beirren. «Das kommt bei Übernahmeprozessen immer wieder vor; es ist also kein ungewöhnliches Phänomen,» sagte er.

Interimschef von Syngenta, John Ramsay
Foto: PHILIPPE ROSSIER

Das Übernahmeangebot der Chinesen geniesse bei der Mehrheit der grossen Investoren starke Unterstützung. «Und ich habe wirklich mit vielen gesprochen in den vergangenen Wochen». Ramsay zeigte sich zuversichtlich, dass die Transaktion wie geplant bis Ende 2016 unter Dach und Fach gebracht werden kann. Mit Blick auf die Aufsichtsbehörden, welche den Deal durchwinken müssen, meinte der Syngenta-Chef: «Der Dialog ist im Gange, wir haben bis dato kein ungewöhnliches Feedback erhalten».

Nichts Ungewöhnliches gebe es auch bezüglich der Fluktuation bei Syngenta zu sagen. Laut Ramsay hat sich diese seit Bekanntwerden der Offerte Anfang Februar nicht fundamental verändert. «Unsere Mitarbeiter sehen ChemChina als positiv.» (SDA/ogo)

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