Trotz tieferen Roaming-Tarifen sind Konsumentenschützer nicht zufrieden
Niemand zahlt mehr fürs Surfen und Telefonieren als wir

Surfen im Ausland wird günstiger. Nach der Swisscom senkt auch Sunrise die Preise. Doch warum gerade jetzt? Der Konsumentenschutz hegt einen bösen Verdacht.
Publiziert: 19.03.2018 um 23:54 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 16:23 Uhr
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Das Surfen im Ausland soll billiger werden.
Foto: ROBERTO PERI
Julia Fritsche, Ulrich Rotzinger

Schnell die E-Mails checken oder den Lieblingsclub beim Spiel im Liveticker verfolgen – und gleichzeitig auf der italienischen Mittelmeer-Insel Sardinien entspannen: Das reisst nun kein tiefes Loch mehr ins Portemonnaie, wie die Telekomanbieter bei ihren Kunden werben. Nach der Ankündigung von Branchenprimus Swisscom in der letzten Woche senkt nun Sunrise die Tarife fürs Surfen im Ausland.

Ein Beispiel: Bislang kostete 1 Megabyte (MB) Datenroaming für Sunrise-Kunden mindestens 1 Franken. Seit gestern gilt standardmässig ein Tarif von 1.90 Franken pro Tag – allerdings für 100 MB. 

Ebenfalls seit gestern gilt die Tarifsenkung der Swisscom um 20 bis 50 Prozent für einen grossen Teil der Datenpakete im Ausland.

Dass die Anbieter gerade jetzt an den Roaming-Preisen schrauben, sei kein Zufall, sagt Sara Stalder (50). Die Geschäftsleiterin der Stiftung für Konsumentenschutz hat einen bösen Verdacht: «Die Roaming-Tarife sinken immer dann, wenn eine Regulierung droht.»

Telekomanbieter widersprechen Konsumentenschutz

Denn: Seit Montag diskutieren die Nationalräte in der Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen die Teilrevision des Fernmeldegesetzes – und damit auch das Thema Roaming. Just in diese Zeit fallen die Ankündigungen der beiden Telekomanbieter für tiefere Roaming-Tarife.

Die Swisscom weist den Verdacht der Konsumentenschützer zurück: «Wir haben die Roaming-Preise auch schon in den letzten Jahren jeweils zum frühstmöglichen Frühlingsferien-Termin hin gesenkt – und so war es auch dieses Jahr.» Ähnlich tönt es bei Sunrise.

Konsumentenschützerin Stalder hat dafür nur ein müdes Lächeln übrig. Denn der «Zufall» passiere nicht zum ersten Mal. Bereits 2015 habe die Swisscom die Kosten fürs Auslandssurfen nur zwei Wochen, bevor der Ständerat überrissenen Roaming-Tarifen einen Deckel aufsetzen wollte, gesenkt. Zwei Vorstösse scheiterten in der kleinen Kammer dann knapp. 

So teuer wie nirgends sonst

Wie heute der Konsumentenschutz, vermutete auch damals schon der ehemalige FDP-Ständerat Georges Theiler (68) einen Zusammenhang. Ohne Druck gehe nichts. «Den Beweis, dass es anders nicht geht, hat ja die Swisscom gerade geliefert. Kaum hatten wir die Kommissionssitzung fertig, hatten wir eine Woche später schon ein fixfertiges Angebot auf dem Tisch.» Kein Schnellschuss, wie er vermutet: «Das war wohl vorbereitet in der Schublade.» Heute will er sich dazu gegenüber BLICK nicht äussern.

Trotz tieferen Roaming-Tarifen ist Konsumentenschützerin Sara Stalder nicht zufrieden: «Die vorgeschlagenen Lösungen sind zwar eine Verbesserung. Wir zahlen in der Mobilkommunikation aber immer noch weltweit gesehen die höchsten Tarife.» 

Neben weiteren Preissenkungen fordert sie eine «Entschlackung der komplizierten Gebührenmodelle». Zudem sollen die gelösten Roaming-Datenpakete nicht automatisch nach 30 Tagen verfallen, wenn noch Restmengen übrig sind.

Immerhin: Bei Sunrise kann man jetzt in 46 Ländern Tages-Roaming-Pakete kaufen.

Keinen Roaming-Mucks machten zuletzt die Telekomanbieter UPC und Salt. Letzterer hat für heute aber «bahnbrechende» Neuigkeiten angekündigt.

Sunrise holt auf

Oliver Zadori (35), Tarifexperte vom Vergleichsdienst Dschungelkompass.ch, hat für BLICK Roaming-Kosten für 14 Tage Ferien in Italien durchgerechnet, gestützt auf ein Standardprofil (500 MB Daten, 5 SMS, 28 Minuten ankommende und 10 Minuten abgehende Anrufe).

Ohne Zusatzoption bezahlt der Kunde mit Sunrise neu 64.50 Franken. Das ist 8-mal weniger als bislang. Bei Swisscom ist begrenztes Roaming in der EU bereits im Abo enthalten, dafür sind die Abos tendenziell teurer.

Die gleiche Nutzung würde bei Salt rund 930 Franken kosten, bei UPC rund 163 Franken.Viel günstiger ist Roaming, wenn eine Zusatzoption zum Standardtarif gelöst wird.

Mit der passendsten Option sind für die gleiche Nutzung bei Sunrise noch 49 Franken fällig, 33.55 bei Salt oder 40.50 bei UPC. Bei Sunrise und UPC gibt es innerhalb der EU-Länder-Zone einen weiteren Spartrick: Es ist problemlos möglich, für die Ferien temporär auf ein höheres Abo zu wechseln.

Dieses enthält Guthaben für Roaming. So würden für die erwähnte Nutzung bei Sunrise 15 Franken und bei UPC 6 Franken Mehrkosten für Roaming anfallen.

Ohne Zusatzoption bezahlt der Kunde mit Sunrise neu 64.50 Franken.
Keystone

Oliver Zadori (35), Tarifexperte vom Vergleichsdienst Dschungelkompass.ch, hat für BLICK Roaming-Kosten für 14 Tage Ferien in Italien durchgerechnet, gestützt auf ein Standardprofil (500 MB Daten, 5 SMS, 28 Minuten ankommende und 10 Minuten abgehende Anrufe).

Ohne Zusatzoption bezahlt der Kunde mit Sunrise neu 64.50 Franken. Das ist 8-mal weniger als bislang. Bei Swisscom ist begrenztes Roaming in der EU bereits im Abo enthalten, dafür sind die Abos tendenziell teurer.

Die gleiche Nutzung würde bei Salt rund 930 Franken kosten, bei UPC rund 163 Franken.Viel günstiger ist Roaming, wenn eine Zusatzoption zum Standardtarif gelöst wird.

Mit der passendsten Option sind für die gleiche Nutzung bei Sunrise noch 49 Franken fällig, 33.55 bei Salt oder 40.50 bei UPC. Bei Sunrise und UPC gibt es innerhalb der EU-Länder-Zone einen weiteren Spartrick: Es ist problemlos möglich, für die Ferien temporär auf ein höheres Abo zu wechseln.

Dieses enthält Guthaben für Roaming. So würden für die erwähnte Nutzung bei Sunrise 15 Franken und bei UPC 6 Franken Mehrkosten für Roaming anfallen.

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