Trotz Sanktionen in der Luft
Mit diesen Tricks verhindert Russland das Grounding seiner Airlines

Die Sanktionen gegen die Zivilluftfahrt sind derzeit noch nicht erfolgreich. Die meisten Flugzeuge sind weiterhin in Betrieb. Die Russen wissen sich zu helfen. Sie halten die Jets trotz fehlender Ersatzteile aus dem Westen am Fliegen – mit abenteuerlichen Massnahmen.
Publiziert: 29.08.2023 um 15:39 Uhr
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Russische Fluggesellschaften beförderten 2022 14 Prozent weniger Passagiere als im Jahr zuvor.
Foto: AFP

Im Juni verabschiedete die EU das elfte Sanktionspaket gegen Russland. Alle diese Sanktionen sollten unter anderem der russischen Aviatik die Flügel stutzen. Bislang schaffte es Russland aber, den Flugbetrieb nicht einzustellen. Die getroffenen Massnahmen sind aber sicherheitstechnisch gefährlich.

Entgegen den Ambitionen der EU ist der Flugverkehr in Russland noch nicht am Ende. Russische Fluggesellschaften beförderten 2022 95 Millionen Passagiere, wie die «NZZ» berichtet. Das sind etwa 14 Prozent weniger als im Jahr davor. Ein grosses Problem ist die erschwerte Wartung und Reparatur von Flugzeugen.

Nicht mögliche Wartungsarbeiten

Die westlichen Sanktionen erschweren Wartungsarbeiten an Flugzeugen für Russland massiv. Der französische Flugzeughersteller Airbus und die amerikanische Boeing liefern keine Ersatzteile mehr nach Russland. Zudem gibt es keine Softwareupdates mehr.

Vor dem Angriff auf die Ukraine entfielen 95 Prozent des Passagieraufkommens russischer Fluggesellschaften auf westliche Flugzeuge. Ein riesiger Anteil an den Fliegern, die nicht wie vorher gewartet werden können. Russland hat darum auf andere, fragwürdige Massnahmen zurückgegriffen, um die Flugzeuge im Schuss zu halten.

Tropfende Triebwerke und kaputte Toiletten

Eine Recherche der Nachrichtenagentur Reuters zeigt, wie Russland bislang trotzdem zu seinen Ersatzteilen gekommen ist. So bestellt Russland über Drittstaaten wie Tadschikistan, die Vereinigten Arabischen Emirate, China oder die Türkei. Das ist allerdings mit höheren Kosten und Verzögerungen verbunden. Darum sucht die russische Regierung nach zusätzlichen Lösungen. Als Alternative baut man nun ausgemusterte Flugzeuge auseinander und verwendet deren Ersatzteile.

Da erstaunt es kaum, dass die russischen Fluggesellschaften die Sicherheitsbestimmungen grosszügiger auslegen müssen. Mängel wie Triebwerke, aus denen Treibstoff tropft, halb leere Notfall-Sauerstoffflaschen oder kaputte Toiletten werden schlicht nicht mehr dokumentiert. Es geht primär darum, die Flieger in der Luft zu behalten.

Eigene Industrie vorantreiben

Wegen der Hürden beim Bezug westlicher Ersatzteile setzt Russland wieder vermehrt auf die heimische, staatliche Flugzeugindustrie. Bisheriger Höhepunkt: Das russische Flugzeug SJ100 absolvierte im August 2023 einen ersten Probeflug. Der Industrieminister sprach von einem Erfolg für die russische Luftfahrt. Eines ist allerdings klar: Für die russischen Flugzeuge, die derzeit unterwegs sind, sieht es alles andere als gut aus. (wgr)

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