Trotz offenen Fragen
AKW Beznau fährt Reaktor II wieder hoch

Betreiberin Axpo bringt Block II des AKW Beznau nach vier Monaten Stillstand wieder ans Netz. Greenpeace schäumt.
Publiziert: 23.12.2015 um 14:11 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 01:44 Uhr
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Noch nicht ganz: Greenpeace-Aktivisten demonstrierten im März 2014 gegen den Weiterbetreib des AKW Beznau und forderten «The End».
Foto: Greenpeace

Seit Mitte August stand das gesamte Atomkraftwerk still. An beiden Reaktoren wurden die Deckel ersetzt. Während Reaktor I noch mindestens bis Ende Juli 2016 Zwangspause machen muss, konnte Reaktor II nun wieder hochgefahren werden.

Die Jahresrevision sei abgeschlossen, teilte der Energiekonzern Axpo heute Mittwoch mit. Die Nachrüstungs- und Erneuerungsmassnahmen seien erfolgreich umgesetzt worden.

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Mehrere Aktivisten der Umweltorganisationen Greenpeace sind heute Morgen auf das Gelände des Atomkraftwerkes Beznau in Döttingen AG eingedrungen.
Foto: Greenpeace

Das Eidgenössische Nuklearinspektorat (Ensi) gab grünes Licht. In rund zwei Tagen wird der Block, der seit 1971 in Betrieb ist, wieder «auf Volllast» sein. Die Ultraschall-Messungen am Reaktordruckbehälter hätten keine auffälligen Anzeigen ergeben, schreibt die Axpo.

Das Ensi bestätigte heute seinerseits, dass der Austausch des Reaktordruckbehälter-Deckels erfolgreich über die Bühne gegangen sei. Der Behälter erfülle die Sicherheitsanforderungen. Die Kraftwerksbetreiberin habe bei der Revision zudem den jährlichen Brennelementwechsel durchgeführt sowie diverse Instandhaltungsarbeiten.

Keine Strahlenbelastung

Das Ensi habe jeden Schritt der Arbeiten überwacht. Diese seien nach Plan durchgeführt worden. Zudem habe es Messungen auf der Insel Beznau und in der Umgebung durchgeführt, um sicherzustellen, dass die Bevölkerung keiner erhöhten Strahlenbelastung ausgesetzt war.

Gänzlich unbelastet ist der Reaktor II allerdings nicht. Bei der Prüfung der wichtigsten drei Schmiedringen hat die Axpo 77 Anzeigen festgestellt. Davon befinden sich 34 im Schmiedring C, der den grössten Belastungen ausgesetzt ist. Laut Ensi sind die gefundenen Anzeigen jedoch «nach eigenen Bewertungen auch unter konservativen Annahmen» zulässig. Im Rekator I, der noch nicht freigegeben wurde, fand man derweil fast 1000 solcher Anzeigen.

«Ursachen bleiben im Dunkeln»

Greenpeace Schweiz reagiert ungehalten auf den jüngsten Entscheid. Die Umweltorganisation spricht von einem «verantwortungslosen Vorgehen». Das Ensi habe grünes Licht gegeben, ohne dass die entdeckten Anzeigen im Herzstück der Anlage genau geprüft worden seien.

«Die Ursachen dieser Materialfehler bleiben im Dunkeln», kritisiert Greenpeace. Zudem sei die Anzahl der Anzeigen nicht der einzige Indikator für den Zustand des Druckbehälters. Die Wiederinbetriebnahme sei darum «unverständlich und leichtsinnig».

Mit 46 Betriebsjahren ist Beznau I der älteste kommerzielle Reaktor der Welt. Als die Axpo ihn für die Revision und die Auswechslung des Druckbehälterdeckels vom Netz nahm, ging sie noch von höchstens vier Monaten Stillstand aus. Daraus werden nun mindestens 16 Monate. (alp/SDA)

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