Lufthansa-Tochtergesellschaft Swiss leidet wie jede andere Airline unter der Corona-verursachten Luftfahrtkrise. Um den Betrieb zu sichern, erhielt die Airline im August eine Rettungsspritze über 1,5 Milliarden Franken, 85 Prozent davon vom Bund garantiert. Damals wurde noch mit einem baldigen Ende der Krise gerechnet. Doch diese dauert an. Ohne neue Hilfe droht der Swiss schon per Jahresende die Luft auszugehen. Der Geldnot zum Trotz belohnen sich die Swiss-Spitze offenbar mit Boni.
Mit den Boni dürfte Geld direkt aus dem staatlichen Honigtopf in die Taschen von Swiss-Kadermitgliedern fliessen. Diese wollen sich damit offenbar für das blendende Geschäftsjahr 2019 belohnen, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. Mit 578 Millionen Franken hatte die Airlines in dem Prachtjahr den zweitbesten Gewinn ihrer Geschichte eingeflogen.
Dies, während sich die Luftfahrt nicht so schnell erholen dürfte. Es wird bestenfalls Monate, wenn nicht Jahre dauern, bis Fluggesellschaften wieder ein Licht am Horizont sehen. Die im August erhaltene Finanzhilfe zerrinnt den Chefs zwischen den Fingern. Das Überleben der Airlines ist höchstens mittelfristig gesichert. Dessen ungeachtet erhalten Finanzchef Markus Binkert, Kommerzchef Tamur Goudarzi Pour und Betriebschef Thomas Frick jetzt ihre Boni.
Verzicht auf weitere Lohnzuschüsse
Das hat die Swiss gegenüber der Zeitung bestätigt. Im Gegenzug hätten die Manager eingewilligt, für dieses Jahr und «bis auf weiteres» auf eine variable Vergütung und eine Erhöhung des Basisgehalts zu verzichten.
Eine Ausnahme ist der auf Ende Jahr zurücktretende Konzernchef Thomas Klühr: Der 58-Jährige wird seinen Bonus erst erhalten, wenn die Banken den Kredit von der Swiss zurückbezahlt erhalten haben - so dies jemals passieren wird.
Inzwischen hat die Lufthansa-Konzernleitung in einem internen Schreiben an die Belegschaft noch drastischere Sparmassnahmen angekündigt, von denen die Swiss laut eigenen Angaben aber nicht betroffen sei. Die Airline vertraut weiterhin darauf, mittels Kurzarbeit, 15-Prozent-Lohnverzicht, Frühpensionierungen und natürlichen Abgängen auf Entlassungen verzichten zu können. Diese Rechnung geht aber nur auf, wenn sich die Luftfahrt in den nächsten Monaten wieder im grossen Stil erholt. (kes)