Trotz CS-Krise
SNB-Leitzinsen dürften weiter klettern

Die Schweizerische Nationalbank dürfte am kommenden Donnerstag erneut an der Zinsschraube drehen. Daran ändern auch die Spannungen im Finanzsystem nichts, welche am Wochenende zur Übernahme der CS durch die UBS führten.
Publiziert: 21.03.2023 um 12:07 Uhr
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Aktualisiert: 21.03.2023 um 12:08 Uhr
Der Mann der Leitzinsen: SNB-Chef Thomas Jordan (Bild vom Sonntag).
Foto: PETER KLAUNZER

Sollte die SNB tatsächlich weiter an der Zinsschraube drehen, wäre das bereits der vierte Zinsschritte in Folge. Aktuell liegt der Schweizer Leitzins bei +1,00 Prozent. Im letzten Juni war er mit -0,75 Punkten noch klar im Minus, seit September ist er wieder im positiven Bereich.

Eigentlich war bis vor Kurzem sonnenklar, dass weitere Zinserhöhungen anstehen: Die Inflation in der Schweiz ist zwar tiefer als in Europa oder den USA, aber doch zu hoch und muss von der Nationalbank entsprechend mit weiteren Zinsschritten bekämpft werden.

So hat die Teuerung in den letzten beiden Monaten wieder markant angezogen und lag zuletzt mit 3,4 Prozent weiter klar über dem SNB-Zielband von 0 bis 2 Prozent. Vor allem die Strompreise und höhere Preise für Flug- und Pauschalreisen waren für den jüngsten Anstieg verantwortlich.

Die Inflation sei zu Jahresbeginn stärker als von der SNB erwartet angestiegen, meint etwa Alexander Koch von Raiffeisen. Präsident Thomas Jordan habe deshalb im Vorfeld der März-Sitzung den Bedarf, mehr zu tun, untermauert. Eine weitere Zinserhöhung um 50 Basispunkte sei daher wahrscheinlich.

Und auch die Ökonomen der UBS erwarten einen Zinsschritt um 50 Basispunkte. Dafür sprächen die verbesserten Konjunkturaussichten, der höhere Inflationsdruck - insbesondere bei der Kerninflation - und die Zinsschritte der EZB in der vergangenen Woche und bereits im Februar, so der zuständige Experte Alessandro Bee. Andere Auguren gehen sogar von einem Zinsschritt von 75 Basispunkten aus.

Doch seit kurzem verbreitet nicht mehr nur die Inflation Angst und Schrecken. Der Kollaps der drei mittelgrossen US-Finanzhäuser Silicon Valley Bank, Signature Bank Silvergate Capital hat letzte Woche Schockwellen im internationalen Banken- und Finanzsystem ausgelöst, in deren Strudel auch die bereits seit längerem kriselnde Grossbank Credit Suisse geriet - was bekanntlich in die Übernahme durch die UBS mündete.

Und diese neue Bankenkrise, die manche Marktteilnehemern bereits an die Finanzkrise von 2008/09 erinnert, stürzt nun viele Notenbanken in ein Dilemma. Zur weiteren Inflationsbekämpfung müssten sie eigentlich die Zinsen erhöhen. Um das System zu stabilisieren, wäre aber im Gegenteil eine Zinssenkung angebracht. Ein Hauptgrund für den Stress im System sind nämlich die zuletzt stark gestiegenen Zinsen.

Karsten Junius von Safra Sarasin geht davon aus, dass die SNB das Dilemma mit einer so weit wie möglichen Trennung der beiden Themen auflösen wird. Dies wieder würde für eine Zinserhöhung um 50 Basispunkte und die Bereitschaft sprechen, bei Bedarf zusätzliche Liquiditätslinien zur Verfügung zu stellen - ähnlich wie es die EZB auf ihrer Sitzung am Donnerstag getan habe.

Diese hat sich letzte Woche nicht beirren lassen und die Zinsen um 50 Basispunkte erhöht, die US-Notenbank fällt ihren nächsten Zinsentscheid am Mittwochabend hiesiger Zeit und somit kurz vor dem SNB-Entscheid am Donnerstagmorgen.

Gut möglich ist aber laut Experten, dass die SNB wegen dem Dilemma ihre Tonalität ändert. Darauf weist Daniel Lüchinger von der Graubündner Kantonalbank (GKB) hin. Die letzte Woche habe vor Augen geführt, dass die Leitzinserhöhungen der Notenbanken nicht spurlos an der Weltwirtschaft vorbeigehen werden. Nach und nach würfen nun die Auswirkungen sichtbar. Es spreche daher einiges dafür, dass die Notenbanken aufgrund der jüngsten Ereignisse vorsichtiger werden, meint er.

(SDA)

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