Trotz aktuell positivem Trend
Dem Detailhandel steht ein unsicheres Jahr bevor

Der Schweizer Detailhandel dürfte das laufende Jahr dank Non-Food-Sektor mit einem deutlichen Plus abschliessen. Doch die Unsicherheiten im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie werden die Umsätze 2022 wahrscheinlich belasten.
Publiziert: 13.12.2021 um 08:46 Uhr
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Dem Schweizer Detailhandel geht es laut einer aktuellen Studie besser als erwartet.
Foto: PIUS KOLLER

Im aktuellen Jahr werden die Detailhandelsumsätze zum ersten Mal die 100-Milliarden-Franken-Marke überschreiten, wie das Forschungszentrum BAK Economics in einer aktuellen Studie prognostiziert. Das entspricht einem Wachstum um 2,4 Prozent gegenüber 2020. Den erwarteten nominalen Umsatz beziffern die Ökonomen auf 101,4 Milliarden Franken.

Insbesondere die Bekleidungsbranche und die anderen Non-Food-Branchen tragen zu diesem positiven Trend bei. Sie sind im Jahresvergleich um 6,9 Prozent gewachsen, während der Bereich Lebensmittel laut GFK-Monitor zwischen Januar und September nahezu unverändert blieb.

2021 besser als erwartet

Bereits im vergangenen Jahr hatten die Schweizer Detailhändler ihren Umsatz mit 2,6 Prozent deutlich gesteigert. Das lag daran, dass sie auf dem Höhepunkt der Krise viele Lebensmittel verkauften, weil die Kunden Vorräte anlegten und zu Hause kochten, statt in Restaurants zu essen.

Angesichts dieses Anstiegs rechneten Experten noch vor einigen Monaten mit einer Stagnation oder gar Verlangsamung der Detailhandelsumsätze für das aktuelle Jahr.

«Dem Schweizer Detailhandel geht es 2021 besser als erwartet. Die Geschäfte ziehen wieder mehr Leute an», sagte Karine Szegedi, Leiterin des Schweizer Konsumsektors bei der Unternehmensberatung Deloitte. Problematisch bleibe aber die Arbeit im Homeoffice.

«Damit die Läden in den Städten dynamisch bleiben, brauchen sie nicht nur die Samstagseinkäufer, sondern auch die Menschen, die zur Arbeit in die Stadt kommen, in Restaurants gehen und am Mittag oder am Feierabend ein paar Einkäufe tätigen», erklärte die Expertin gegenüber AWP.

E-Commerce-Boom ist nicht eingetreten

Obwohl der Bundesrat am Freitag keine weiteren Ladenschliessungen in die Vernehmlassung geschickt hat, dürfte sich die Zahl der Ladenbesuche abschwächen. Erst recht, weil die Regierung wieder eine Homeoffice-Pflicht durchbringen will. Das würde vor allem dem E-Commerce in die Hände spielen.

Der Umsatz der Onlinehändler ist in den ersten zehn Monaten des Jahres um 11,7 Prozent gestiegen, wie der Handelsverband Schweiz berichtet. Im Jahr 2020 betrug der Umsatzbeitrag durch Internet-Verkäufe laut GFK etwa 12 Prozent des Gesamtumsatzes.

«Die Online-Verkäufe sind 2021 gut gewachsen und dieser Trend wird sich weiterentwickeln. Die meisten Menschen sind jedoch zum Einkaufen in die Geschäfte zurückgekehrt», stellt Szegedi fest.

«Der E-Commerce-Boom ist nicht eingetreten», fügt die Expertin hinzu und erklärt, dass einige Analysten im letzten Jahr angesichts des ausserordentlichen Wachstums von Online-Kanälen erwartet hätten, dass sich die Mehrheit der Einkäufe ins Internet verlagern würden.

Dunkle Wolken für 2022

Glaubt man den Ökonomen, ist der Himmel über den Detailhändlern allerdings bewölkt. Die BAK-Ökonomen erwarten für das nächste Jahr einen deutlichen Umsatzrückgang von 1,6 Prozent, vor allem im Lebensmittel- und Getränkesektor. Denn die Konsumgewohnheiten von vor der Krise – dass die Menschen wieder in Restaurants essen oder zum Einkaufen über die Grenze fahren – würden wieder anziehen und damit die Umsätze der hiesigen Detailhändler bremsen.

Auf der anderen Seite dürfte hingegen der Schuh- und Bekleidungssektor 2022 noch von einem Aufholeffekt profitieren, auch wenn er noch nicht auf Vorpandemie-Niveau zurückfinden dürfte. Die Konsumenten haben sich nämlich auch daran gewöhnt, über ausländische Websites einzukaufen. Dies ist laut Experten ein struktureller Wandel, der voraussichtlich anhält.

Darüber hinaus dürfte der Detailhandel unter der Sparsamkeit der Kunden leiden. Laut einer globalen Umfrage von Deloitte wollen diese nämlich im kommenden Jahr ihr Geld in erster Linie auf die hohe Kante legen.

Aber auch pandemiebedingte Herausforderungen wie die Inflation von Rohstoffen und Frachtkosten dürften die Branche weiter belasten. Vor allem dann, wenn sich die Gesundheitskrise weiter zuspitzt. (SDA/cny)

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