Tourismus-Vermarkter brüstet sich mit Spotify-Playlist «So tönt die Schweiz»
Schweizer Musiker hört man aber kaum

Auf jeder Etappe der «Grand Tour of Switzerland» können Touristen ab sofort auf eine eigene Playlist auf Spotify zurückgreifen. Doch Schweizer Songs kann man an einer Hand abzählen. Sind Züri West, Krokus und Co. den Vermarktern von Schweiz Tourismus kein Begriff?
Publiziert: 15.08.2019 um 20:39 Uhr
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Aktualisiert: 16.08.2019 um 09:48 Uhr
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Die Grand Tour führt durch alle Teile der Schweiz, entlang von 22 Seen und über fünf Alpenpässe. Nun kommen auch noch musikalische Highlights dazu.
Foto: Swiss Travel Center

«Sweet home Alabama!», röhrt Lynyrd Skynyrd. Alabama, der Staat mit dem blauen Himmel. Man denke nur an weite Landschaften oder die riesigen Baumwolle-Felder. Vielleicht auch an die Hauptstadt Montgomery. Aber woran man ganz bestimmt keinen Gedanken verschwendet: Kühe, traditionelle Trachten und Alpabzüge. Nur, wo liegt da der Zusammenhang?

Die Antwort ist eigentlich simpel: nirgends. Doch Schweiz Tourismus, eine mit Bundesgeldern finanzierte Vermarktungsorganisation, schafft es tatsächlich, einen Bezug zu kreieren. Ab sofort stellt es nämlich für jede Etappe der Grand Tour of Switzerland, einem Road Trip durch die Schweiz, eine eigens gemachte Playlist auf Spotify zur Verfügung. «Jeder Abschnitt der Tour erhält somit einen eigenen, auf ihn abgestimmten Soundtrack – vom Genfer- bis zum Bodensee, von der Ostschweiz bis ins Tessin», meldet die Organisation. «So tönt die Schweiz – auf Spotify», so der Werbeslogan.

Wo sind die Schweizer Hits?

Was im Grunde spannend tönt, enttäuscht bei genauerem Hinhören allerdings auf ganzer Linie. Flitzt man zum Beispiel mit dem Auto durch das Appenzell, schmettert die Playlist Songs von Roxette, den Imagine Dragons oder den Red Hot Chilli Peppers. Kaum Gotthard. Kein Krokus. Und schon gar kein Züri West. Schweizer Künstler bleiben in allen Zusammenstellungen kleine Minderheiten. 

In einer Medienmitteilung gibt MySwitzerland an: Die elf Playlists seien ein «musikalisches Profil der Schweiz». Tatsächlich? Sind englischsprachige oder hochdeutsche Künstler wirklich alles, was wir in der Schweiz musikalisch zu bieten haben? Wo bleiben denn die Alphörner, die Jodler und die Hackbrett-Ensembles?

Befragung bei lokalen Radiostellen

Im Vorfeld der Veröffentlichung der Playlists hatten 16 lokale Radiostationen ihre Hörerschaft dazu aufgerufen, ein Lied für eine der insgesamt elf Etappen der Tour beizusteuern. Der Schweizer Musikproduzent Roman Camenzind mixte dann aus den meist genannten Songs die jeweiligen Playlists.

Entsprechend beinhaltet die Liederauswahl wenig traditionelle, charakteristische oder bekannte Musik aus der Region. Sondern nur jene Lieder, die von der Bevölkerung am liebsten gehört werden. «Das ist User-Generated-Content, wie er im Buche steht», sagt Sprecher André Aschwanden zu BLICK.

Dabei wäre es doch eine riesige Chance gewesen, die Reisenden auf dem Gotthard mit der gleichnamigen Künstlergruppe zu beschallen. Auch in Bern hätte Kuno Lauener sein gutes Herz nur zu gerne an Touristen verschenkt. Oder Mani Matter über Hemmungen philosophiert.

Aber wie es scheint, will man Touristen lieber internationalen Einheitsbrei vorsetzen als bewährte Schweizer Kult-Musik. Das ist schade, denn so tönt die Schweiz nun einmal definitiv nicht. (bro)

Die Grand Tour of Switzerland

Die Grand Tour of Switzerland, 2015 vom Tourismus-Portal MySwitzerland lanciert, führt über 1600 km durch alle Regionen der Schweiz. In Form eines Road Trips soll der Reisende alle Facetten des Landes kennenlernen. Die Strecke zeigt deshalb alle vier Sprachregionen, führt über fünf Alpenpässe, durch die wichtigsten Städte und zeigt insgesamt 22 Seen. Der höchste Punkt der Rundfahrt befindet sich auf dem Furkapass bei 2429 m ü.M. Der Lago Maggiore (193 m ü.M.) bildet die niedrigste Stelle der Rundfahrt.

Die Grand Tour of Switzerland, 2015 vom Tourismus-Portal MySwitzerland lanciert, führt über 1600 km durch alle Regionen der Schweiz. In Form eines Road Trips soll der Reisende alle Facetten des Landes kennenlernen. Die Strecke zeigt deshalb alle vier Sprachregionen, führt über fünf Alpenpässe, durch die wichtigsten Städte und zeigt insgesamt 22 Seen. Der höchste Punkt der Rundfahrt befindet sich auf dem Furkapass bei 2429 m ü.M. Der Lago Maggiore (193 m ü.M.) bildet die niedrigste Stelle der Rundfahrt.

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