Im Frühling und Herbst hat das Tessin Hochkonjunktur. Dann reisten Gäste aus der Schweiz besonders gerne in die Südschweiz, erklärt Angelo Trotta, Direktor von Ticino Turismo, auf Anfrage von Keystone-SDA.
Für die langen Ferien im Sommer würden insbesondere Personen aus der Schweiz gerne eine Reise im Ausland unternehmen, ist der Tourismusexperte überzeugt. «Für die kurzen Ferien aber kommen viele Gäste aus der Schweiz gerne ins Tessin.» Deutschschweizer würden die Monate April, Mai sowie September und Oktober im Tessin nutzen, um den Sommer zu verlängern, glaubt Trotta.
In den ersten neun Monaten des Jahres haben die Übernachtungen im Bezirk Bellinzona um sieben Prozent zugenommen. Betrachtet man nur den Monat September kann die Region Bellinzona gar einen Anstieg der Logiernächte um 11,8 Prozent ausweisen.
Demgegenüber hat die klassische Ferienregion Locarno nur um 3,3 Prozent zugelegt. In der Region Lugano gab es gar einen leichten Rückgang der Logiernächte um 0,8 Prozent. In der Region Mendrisio nahmen die Zahl der Übernachtungen um 0,1 Prozent zu.
«Bellinzona und die Umgebung werden als authentisch wahrgenommen», ist Trotta überzeugt. Anders als das Maggia- oder Verzascatal seien die Täler um Bellinzona noch nicht so bekannt. «Hier kann man noch eine Region entdecken», resümiert der Direktor von Ticino Turismo.
Obwohl die Hoteldichte in der Region noch deutlich geringer ist als in Locarno oder Lugano, hätten mehrere Betriebe in den letzten Jahren aufgerüstet, sagt Trotta. So habe ein zentral gelegenes Hotel in Bellinzona renoviert und die Gemeine Giubiasco beherberge ein Vier-Sterne-Hotel. Ausserdem haben einige kleine Beherbergungsbetriebe in der Leventina und in Bleniotal eröffnet.
Es sei wichtig, dass die Region Bellinzona beginne, an den Tourismus zu glauben und Investitionen zu tätigen, sagt Trotta.
Auffällig ist die Zunahme der Logiernächte bei amerikanischen Gästen. Im Vergleich mit der Vorjahresperiode haben in den letzten neun Monaten fast 20 Prozent mehr Amerikaner im Tessin übernachtet. Auch bei den deutschen Gästen verzeichnet das Tessin eine Zunahme, wenn auch nur um fast 1 Prozent. Damit beginne die Strategie «Win back Europe» von Schweiz Tourismus zu greifen, ist Trotta überzeugt.
Mit 1'924'927 Logiernächten waren die Monate Januar bis September zwar gut. Dennoch bleibt 2017 Spitzenreiter der Logiernächte, was die letzten fünf Jahre betrifft. Damals belief sich die Zahl der Übernachtungen im Tessin auf 2'024'183.
Die Erklärung ist rasch gefunden: «Das war die Euphorie des frisch eröffneten Gotthard-Basistunnels», erklärt Trotta. Die Eröffnung des Tunnels 2016 sowie zahlreiche «Marketing-Aktivitäten» hätten dem Tessin im Folgejahr sieben Prozent mehr Übernachtungen gebracht, rechnet Trotta vor.
Einen vergleichbaren Effekt erhofft sich der Tourismus-Direktor von der Eröffnung des Ceneri-Basistunnels im übernächsten Dezember. Dann solle die Vision «Ticino città» - das Tessin als eine einzige Stadt - real werden. Die Reisezeit zwischen Lugano und Locarno halbiert sich mit dem Ceneri-Basistunnel auf 30 Minuten. Damit würden die drei grössten Städte des Tessins näher zusammenrücken.
(SDA)