«Bettwanzen sind in Schweizer Berghütten bisher noch kein grosses Problem», stellt Bruno Lüthi, Bereichsleiter Hüttenbetrieb beim Schweizer Alpen-Club (SAC), auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA fest.
Bisher habe man nur Kenntnis von vereinzelten Fällen. So sei unter anderem die Heidelberger Hütte des deutschen Alpenvereins, die an der Grenze zwischen Österreich und der Schweiz liege, 2018 von Wanzen befallen gewesen. Die private Hütte Cabane de Prafleuri auf der Haute-Route im Wallis ist seit vergangener Woche nach Wanzenbefall für 14 Tage geschlossen.
Anders sieht die Lage aktuell in Deutschland und Österreich aus. Wer auf dem Weg zur Zugspitze, dem höchsten Berg Deutschlands, in der Knorrhütte übernachten will, muss den Schlafsack am Eingang in eine Mikrowelle stecken. Auch Nachbarhütten gehen so vor, wie die Nachrichtenagentur DPA berichtet. In Galtür in Österreich habe ein Wanzenspürhund die Jamtalhütte inspiziert, nachdem im vergangenen Sommer Wanzen eingeschleppt worden seien. Er sei in zwei Zimmern fündig geworden.
Solche Massnahmen sind bisher in den Schweizer Bergen (noch) nicht nötig. Die Erklärung dafür ist laut Lüthi, dass die Hütten höher liegen und ein grosser Run des breiten und weitgereisten Publikums hier nicht stattfinde.
Ein Wanzenbefall muss beim SAC aber nicht zentral gemeldet werden. «Wir hoffen aber, dass offen und ehrlich informiert wird, wenn eine Hütte befallen wird, damit andere Hütten gewarnt sind», sagt Lüthi. Der SAC hat vorsorglich in der vergangenen Woche Hüttenteams und Sektionen mit Broschüren des deutschen Umweltbundesamtes über die Gefahr und das mögliche Vorgehen informiert.
Bettwanzen haben nichts mit einem Mangel an Hygiene zu tun. Bisher konnte auch nicht nachgewiesen werden, dass sie Krankheitserreger auf Menschen übertragen. Viele Menschen reagieren stark auf Stiche, und anderen rauben die lästigen Krabbeltiere einfach den Schlaf.
Vorbeugen gegen Wanzen ist schwierig. Wanzen sieht man nicht. Sie sind nachtaktiv und verstecken sich in kleinsten Ritzen. Bemerkt wird ein Befall in der Regel daher erst, wenn sich erste Opfer mit Stichen melden.
Die Massnahmen, die ergriffen werden können, stellen gerade für die abgelegenen Schweizer Berghütten eine grosse Herausforderung dar: Die Hütten sind nicht nur für Kammerjäger nicht einfach zu erreichen. Viele bestehen zudem zu einem grossen Teil aus Holz. Ritzen und Löcher sind ideale Verstecke für Wanzen, die sich sogar unter Lichtschaltern einnisten können.
Laut Lüthi sind zudem gewisse Wanzen resistent gegen Insektizide. Für eine wirksame Bekämpfung muss ein Raum auf mindestens 50 bis 60 Grad erhitzt werden. Die Winterkälte bietet keine Gewähr, dass die Tiere verenden. Kissen und Bettwäsche müssen mit 60 Grad und mehr Waschmittel als üblich gewaschen oder luftdicht in Plastiksäcke bis minus 12 Grad in den Tiefkühler gelegt werden. Aber gerade in Berghütten sind Tiefkühlmöglichkeiten und Aggregate nur beschränkt vorhanden.
Bergunterkünfte sind aber mit dem Wanzenproblem bei weitem nicht allein. Unterkünfte weltweit kämpfen mit der Plage. Günstige Absteigen sind dabei genauso betroffen wie teure Hotels.
(SDA)