Preise in den Himmel geschraubt
Bürgenstock vergrault Männerchor Schlieren

Seit gut einem Jahr ist das Luxusresort auf dem Bürgenstock offen. Die Betreiber haben in dieser Zeit die Preise für Gruppenangebote nach oben geschraubt. Das musste der Männerchor Schlieren schmerzlich erfahren.
Publiziert: 10.09.2018 um 09:00 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 22:43 Uhr
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Hoch über dem Vierwaldstättersee thront das Bürgenstock Resort.
Foto: PD

Die Einladung ist bereits erstellt, farbige Fotos vom Vierwaldstättersee zieren sie. Die Veteranen-Vereinigung des Männerchors aus Schlieren ZH, kurz MCS, lädt zum Jahresausflug am 3. Juni 2019 auf den Bürgenstock. Kosten: 100 Franken – den Apéro, steht da, übernehme die Veteranenkasse. Doch daraus wird nichts: Die Reise ist abgeblasen.

Empört: die Mitglieder des Männerchors Schlieren.
Foto: HO

Oscar Bühler aus Schlieren, seines Zeichens Obmann der Vereinigung, hatte den Ausflug im Oktober 2017 geplant, ursprünglich für Mai dieses Jahres. Wie aus dem Mail-Verkehr mit den Bürgenstock-Hotels hervorgeht, welcher der Nachrichtenagentur Keystone-SDA vorliegt, offerierten diese den 45 Veteranen ein 3-Gang-Menü im Restaurant Taverne 1879 für 40 Franken pro Person. Salat, Suure Mocke, Panna Cotta. Getränke nicht inbegriffen.

Preis mehr als verdoppelt

Das Kombiticket für Schiff und Bahn ab Luzern und zurück bot man für 21.60 Franken an. Doch die Sänger verschoben die Reise vorerst. Obmann Bühler wollte unbedingt mit dem neuen Katamaran MS Bürgenstock fahren, der aber erst Ende Mai den Betrieb aufnahm.

So wichen sie stattdessen nach Interlaken aus, gingen auf den Harder, schön sei das gewesen. 2019 sollte dann endlich der Bürgenstock an der Reihe sein. Doch Bühler staunte nicht schlecht, als er sich im August, knapp ein Jahr später, erkundigte, ob die Offerte noch Gültigkeit habe.

Leider nein, lautete die Antwort, das 3-Gang-Menü koste jetzt 90 Franken pro Person. Getränke nicht inbegriffen. Der neue Preis für Gruppen gelte seit Anfang dieses Jahres. Die Taverne ist eines von zehn Speiselokalen des Resorts auf dem Bürgenstock, in dessen Aufbau die Betreibergesellschaft aus Katar 550 Millionen Franken investierte.

«Weder fair noch objektiv»

Die Taverne könne neu nur für maximal 40 Personen reserviert werden, liess man Bühler weiter wissen. Seien es mehr, sei das Restaurant exklusiv zu mieten «unter Berücksichtigung einer entsprechenden Rate», da die restlichen Personen in das angrenzende Stübli verteilt werden müssten. Auch der Preis für das Kombiticket stieg und betrug nun 27 Franken.

Das Angebot von 40 Franken sei ein Spezialangebot aus Goodwill gewesen, da Oscar Bühler telefonisch nach einem günstigeren Menü gefragt habe, teilte ein Sprecher des Resorts schriftlich mit. «Aufgrund dieser Ausnahmesituation einen Preisaufschlag von 40 auf 90 Franken zu implizieren ist weder fair noch objektiv.» Realität sei, dass ein 3-Gang-Menü für Gruppenanlässe im Herbst 2017 für 52 Franken angeboten wurde und heute 90 Franken koste.

Bürgenstock verteidigt sich

Damals sei das Bürgenstock Resort noch in Teilbereichen im Bau gewesen, heute seien alle Arbeiten abgeschlossen, lautet eine Begründung für den Preisaufschlag. Zudem hätten im Restaurant Taverne im Herbst noch die Preise aus der achtjährigen Bauphase gegolten, während der das Haus stets in Betrieb war. Anfang 2018 sei die Taverne renoviert, ein neuer Chefkoch angestellt und hochwertiges Mobiliar, Besteck sowie Geschirr angeschafft worden.

Die Preisanpassung beim Kombiticket sei dagegen auf das neue Shuttle-Schiff zurückzuführen, das nun im Stundentakt verkehre und von der SGV betrieben wird. Der Preis der Bürgenstock-Bahn, für die das Resort verantwortlich ist, sei unverändert geblieben.

Die Preise für die Anreise mit Schiff und Bahn auf den Bürgenstock hatten in der Vergangenheit bereits für Schlagzeilen gesorgt. Für erwachsene Individualreisende ohne Vergünstigung bietet das Resort das Retourticket von Luzern über Kehrsiten mit dem Schiff und anschliessend mit der Standseilbahn auf den Bürgenstock für 84 Franken an.

Für die Veteranen aus Schlieren sei das Ganze natürlich nun zu teuer, sagte Bühler. «Wir gehen wahrscheinlich trotzdem nach Luzern.» Doch statt auf dem Bürgenstock esse man auf dem Schiff. Mindestens den Programmpunkt «Ankunft Luzern Gleis 4» kann der Obmann auf der neuen Einladung zum Ausflug somit beibehalten. (SDA)

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