Tourismus-Branche jammert über versauten August
Hoteliers beten schon jetzt für Schnee

Obwohl der Sommer in der Schweiz besser ausfiel als erwartet, sanken die Einnahmen im Tourismus gegenüber dem Vorjahr. Jetzt steht die Wintersaison an, die Hoteliers bibbern bereits. Grund dazu haben gemäss Arosa-Tourismusdirektor aber nicht alle.
Publiziert: 05.10.2015 um 19:28 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 21:09 Uhr
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Das Schlafen in Schweizer Hotelbetten ist billiger geworden. (Symbolbild)
Foto: Keystone/Gian Ehrenzeller
Von Moritz Kaufmann

Achterbahnfahren mit den Schweizer Hotels: Erst heisst es, der Sommer sei gar nicht so schlecht wie befürchtet. Und dann kommt die Hiobsbotschaft: Im August fielen die Hotelübernachtungen in der Schweiz in den Keller.

Minus 3,6 Prozent gegenüber 2014, schreibt das Bundesamt für Statistik. Bei den ausländischen Gästen gibt es gar ein Minus von fünf Prozent.

«Das Wetter war im August gut. Es gab keinen Grund, nicht in die Berge zu fahren», sagt Hotelleriesuisse-Präsident Andreas Züllig (56). Für ihn ist klar: «Jetzt ist die Frankenkrise angekommen.»

Denn etwas zeigt sich deutlich: Selbst ein Kurs von 1.10 Franken pro Euro ist den meisten Europäern zu viel. Laut Schweiz Tourismus können oder wollen sich nur noch die Reichsten die Schweiz leisten.

In einigen Regionen zeichnet sich jedoch ein anderes Bild ab. Bei genauerem Hinsehen stellt sich heraus: Das Land ist zweigeteilt. Die Innerschweiz, das Berner Oberland und die Städte können sich behaupten. Für das Wallis, das Tessin, für Graubünden und die Ostschweiz siehts jedoch ganz düster aus.

«Wir haben ein grosses Problem: Die Deutschen kommen nicht mehr», sagt Pascal Jenny (41), Kurdirektor von Arosa GR. Er glaubt auch nicht, dass sie wieder kommen. «Wir müssen uns neue Märkte erarbeiten.» Er meint: Die Regionen, die jetzt jammern, haben genau das verpasst. Während das Berner Oberland und die Region Luzern Magneten für Touristen aus Asien, Amerika und dem Golf sind, schauen die anderen Gebiete in die Röhre.

Sie haben sich zu lange auf die Europäer – insbesondere die Deutschen – verlassen. «Als das Berner Oberland mit Gruppenreisen aus Asien angefangen hat, hat man das in Graubünden belächelt. Damals wollte man keine Gruppenreisen», erinnert sich Jenny. Heute wäre nicht nur Graubünden froh um zahlungskräftige Gäste aus Asien.

Jetzt steht die Wintersaison an. Die Hoteliers bibbern schon. «Die Araber, Asiaten und Amerikaner kommen im Winter nicht», sagt Andreas Züllig. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als auf das Wetter zu hoffen. «Wenn es früh und viel schneit, haben wir eine Chance.»

Arosa-Tourismusdirektor Jenny mag sich nicht aufs Wetter verlassen. Er redet der Branche ins Gewissen: «Das Fünfsternehotel Kulm in Arosa hatte den besten Sommer aller Zeiten. Das zeigt: Wer wirklich gut ist, der hat auch in der Krise Erfolg.» Wer aber meine, sich immer auf die gleichen Gäste verlassen zu können, der bekomme Probleme.

Wie das Winterwetter wird, wissen noch nicht einmal die Wetterfrösche. Schon jetzt ist aber klar: Für diese Regionen wird der Winter ganz heiss.

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