Tom Enders wird in den Ruhestand geschickt
Lange Korruptions-Schatten über dem Abgang des Airbus-Chefs

Airbus-Chef Tom Enders geht am Mittwoch in Pension. Nicht ganz freiwillig, denn er ist das prominenteste Opfer der von ihm angestossenen Korruptions-Untersuchungen. Trotzdem bekommt er ein millionenschweres Rentenpaket.
Publiziert: 15.04.2019 um 14:22 Uhr
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Eine seiner letzten Amtshandlungen: Airbus-Boss Tom Enders (links) übergibt dem CEO von All Nippon Airways (ANA) den ersten Airbus A380.
Foto: AFP

Das Geschäft von Airbus läuft wie geschmiert! Schliesslich wurde vor Jahren auch kräftig geschmiert, um möglichst viele Flugzeuge zu verkaufen. Dieser Praxis haben die europäischen Behörden und Airbus vor fünf Jahren einen Riegel geschoben. Über 100 Airbus-Mitarbeitende sollen alleine im letzten Jahr wegen Verstössen gegen geschäftliche und ethische Verhaltensregeln den Job verloren haben, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet. 

Das prominenteste Opfer: Airbus-Chef Tom Enders (60). Dieser wird am Mittwoch an der Aktionärsversammlung in Amsterdam nach sieben Jahren an der Spitze des europäischen Flugzeugbauers vorzeitig in den Ruhestand geschickt. Denn die Behörden haben nicht nur das Aufräumen an der Basis sondern auch ein Köpfe-Rollen in der Chefetage des französisch-deutschen Konzerns gefordert. 

Selbstverschuldetes Opfer 

Wobei «Opfer» im doppelten Sinne nicht ganz korrekt ist. Erstens bekommt Enders ein fettes Rentenpaket, und zudem hat er die Untersuchungen selbst angestossen. «Das ist nicht immer fair, aber das ist das Leben», sagte Enders Ende März gegenüber Reuters in München. «Ich habe das selber sehr bewusst losgetreten. Dazu gab es nicht wirklich eine Alternative.»

Alternativlos scheint auch das 37 Millionen Euro schwere Rentenpaket für den scheidenden Airbus-Boss zu sein. «Es gibt keinen golden, silbernen oder bronzenen Fallschirm», verteidigte ein Airbus-Sprecher die Zahlungen. «Das sind vertragliche Verpflichtungen, die vor vielen Jahren vereinbart wurden.»

Die Mitarbeiter sind sauer 

Das Rentenpaket macht viele Mitarbeiter richtig wütend! Sie sind eh schon sauer, weil sich viele durch all die internen und externen Ermittlungen unbegründeten Korruptionsvorwürfen ausgesetzt sehen. Gar von einer «Hexenjagd» ist die Rede. Eine interne Beschwerde-Hotline verzeichnete allein 80 Mobbing-Vorwürfe.

Die Ermittlungen ziehen Branchenkreisen zufolge auch die Airbus-Verkaufszahlen in Mitleidenschaft, so Reuters. Zahlreiche weitere Manager dürften Airbus verlassen, obwohl ihnen konkret nichts vorzuwerfen sei, glaubt die Nachrichtenagentur. Airbus gebe über 100 Millionen Euro pro Jahr aus für das interne Saubermachen – und um die Ermittler milde zu stimmen. 

Immerhin: Noch vor seinem Abgang hat Enders die Produktion des unrentablen Riesenfliegers A380 eingestellt. Damit sein Nachfolger Guillaume Faury (51) wenigstens diesen längst überfälligen Schritt nicht auch noch vollziehen musste. Der neue Airbus-Chef dürfte schon mit der Aufarbeitung der Korruptionsskandale genug zu tun haben. (koh)

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