Sieben von zehn homo- und intersexuellen sowie Transgender-Menschen in der Schweiz haben schon Diskriminierung erlebt. Wer will schon bei einer Firma arbeiten, wo so etwas passiert? In Zeiten von Fachkräftemangel in gewissen Branchen ist der richtige Umgang mit dem Thema für viele Unternehmen überlebenswichtig.
Darum haben die Schweizer Homo-Organisationen Network Gay Leadership und Wybernet jetzt das LGBTI-Label gegründet. Gestern wurde es im Rahmen des Regenbogen-Festivals Zurich Pride Week vorgestellt.
LGBTI steht für lesbisch, gay (englisch für «schwul»), bi-, trans- und intersexuell. Eine Firma, die sich mit dem Label schmücken darf, hat die Nichtdiskriminierungs-Kriterien erfüllt. Und ob sie das tut, findet sie selbst per Fragebogen heraus. Eine der Fragen lautet zum Beispiel: Gibt es im Unternehmen ein internes Netzwerk für LGBTI-Mitarbeitende? Oder: Wird der Schutz vor Diskriminierung explizit in den Personalrichtlinien genannt?
Acht grosse Firmen bei Ausarbeitung dabei
Erarbeitet wurde das Konzept mit acht grossen Firmen: Post, SBB, VZ Vermögenszentrum, Axa-Versicherung, Bühler Küchen, Uni Zürich, Chemieriese Dow und Zürcher Kantonalbank. Letztere gibt an, dass bei ihr fünf bis zehn Prozent aller Mitarbeiter LGBTI seien.
Total haben zurzeit rund 20 Firmen Interesse angemeldet, dass sie den Nichtdiskriminierungs-Test machen wollen, um sich schon bald die LGBTI-Toleranz-Plakette als Erste ans Revers heften zu dürfen.
«Es geht aber nicht nur um den Werbeeffekt nach aussen, der die Firma für gute Angestellte und Kunden attraktiv macht», sagt Andrea Gurtner (56), Professorin für Personalmanagement an der Berner Fachhochschule. «Wenn sich eine Firma für ein diskriminierungsfreies Arbeitsumfeld einsetzt, sind ihre Mitarbeiter auch innovativer, produktiver und wechseln die Stelle weniger häufig.» Heisst unter dem Strich: Die Firma ist deutlich erfolgreicher.