Tipps beim Besuch von Bewertungs-Portalen
So nutzen Sie TripAdvisor & Co. richtig

Kaum eine Reise wird mehr gebucht, ohne dass man sich vorher im Internet ein Bild verschafft. Doch wie aussagekräftig sind Bewertungen auf TripAdvisor, HolidayCheck und Konsorten? Wir haben fünf Tipps, auf was Sie achten sollten.
Publiziert: 19.07.2015 um 15:26 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2018 um 13:12 Uhr
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Ein typisches Beispiel, wie tricky TripAdvisor-Beiträge sein können: Das Praia D’El Rey Marriott Hotel in Obidos (Portugal). Für manche ist es «weit weg von allem», für andere eine Oase der Ruhe. Allerdings auch nicht immer: Im August toben hier Kinder am Pool.
Von Philippe Pfister

Ein lauer Juniabend in Peniche, Portugal. Die Languste war köstlich, der weisse Douro wunderbar kühl, jetzt noch einen Ginjinha zum Abschluss. «Hats geschmeckt?», fragt der Lokalbesitzer. Ich nicke heftig. «Dann schreiben Sie das doch auf TripAdvisor!»

So geht das Abend für Abend. Weil ich immer ordentlich bestelle und mir fast alles schmeckt, gelte ich als idealer Kandidat, meine Erfahrungen mit der Welt zu teilen – natürlich dort, wo alle hinsurfen. Auf TripAdvisor.

Allgegenwärtig ist sie inzwischen nicht nur in Portugal, die weltweit grösste Reiseplattform. Egal, wo man hingeht: Ihr eingängiges Logo, die starrende Eule mit dem roten und dem grünen Auge, ist schon da.

TripAdvisor ist in den letzten Jahren zu einer globalen Macht im Tourismus aufgestiegen. Gnadenlos lenkt sie die Menschenmassen dahin, wo die Hotels am saubersten, das Essen am leckersten, der Service am flinksten sein soll. 340 Millionen Besucher zählt die Site – pro Monat. 225 Millionen Erfahrungsberichte haben die Nutzer schon hinterlassen, 32 Millionen Bilder gepostet. Letztes Jahr machte das an der US-Börse kotierte Unternehmen 1,4 Milliarden Dollar Umsatz – unter anderem mit Anzeigen im Reiseumfeld.

TripAdvisor sieht sich als «offene, ehrliche Plattform für den Austausch unter Reisenden», sagt Mediensprecherin Pia Schratzenstaller. Keine Bewertung gehe raus, ohne dass sie überprüft werde. Erst scannt ein Computer die Berichte der Nutzer. Schlägt das System Alarm – zum Beispiel bei Schimpfwörtern – geht einer der 2900 Mitarbeiter ran. «Betrügern sind wir einen Schritt voraus», sagt Schratzenstaller. «Denn Glaubwürdigkeit ist unser höchstes Gut.» Tatsächlich stufen Experten TripAdvisor als glaubwürdig ein. Auch Schweizer Hoteliers und Restaurants müssten sich deshalb mit der Reiseplattform arrangieren – ob sie nun wollen oder nicht, sagt etwa Monika Bandi von der Universität Bern (siehe Interview).

Einer, der sich seit Jahren jeden Tag mit dem Lob und Tadel der Gäste auf TripAdvisor & Co. beschäftigt, ist Markus Conzelmann (51), General Manager des Radisson Blu Hotel in Luzern. Geht eine TripAdvisor-Bewertung ein, piepst bei ihm das Smartphone. So kann Conzelmann sofort reagieren. Und egal, wie giftig der Kommentar des Gastes ist:  «Wir müssen daraus lernen», sagt er. Binnen 24 Stunden erfolgt eine Antwort – oft verdankend, selten entschuldigend. TripAdvisor-Nutzern rät Conzelmann, auf die Ausreisser – also Jubeleinträge und Brutalverisse – gar nicht gross zu achten. «Sie verzerren das Bild.»

Aber wie verschafft man sich ein möglichst realistisches Bild? Ein paar Kniffe gibt es durchaus:

  • Absender checken! Wenn Amerikaner sich über den «weiten Weg zum Zentrum» beklagen, sind das meist kaum mehr als drei Minuten zu Fuss. Für manche indische Gäste ist schweizerische Zurückhaltung eine Provokation – dass die von ihnen im Coop selbst gekaufte Nudelsuppe nicht gewärmt aufs Zimmer kommt, gilt schon als schäbiger Service. Und Asiaten maulen gern, wenn das WLAN nicht mit Turbo-Power läuft.
  • Roman- und Frustschreiber ignorieren! Manche TripAdvisor-Nutzer meinen, uns ihr Reisetagebuch anvertrauen zu müssen. Das sind meist pingelige Möchtegern-Experten. Überlesen! Das Gleiche gilt für auffällig giftige Kommentare – sie entstehen oft im Frust. So musste sich Hotelmanager Conzelmann bei TripAdvisor schon mal gegen den Vorwurf wehren, eine Mitarbeiterin sei «rassistisch» – die Frau hatte bloss die Avancen eines Gastes zurückgewiesen.
  • Daten überprüfen! Bei jeder Hotelbewertung steht, zu welchem Zeitpunkt dieses besucht wurde. In vielen Betrieben ändern sich Gästemix und Belegungsquote übers Jahr radikal. Wer im Juni reist, sollte also vor allem Juni-Einträge lesen.
  • Fakes filtern! Auffällig überschwängliche oder kaltblütig abstrafende Einträge in der jeweiligen Landessprache machen sich besonders verdächtig. Lässt sich hier ein Restaurant-Besitzer von Freunden beklatschen? Oder versucht ein Konkurrent ihn wegzuschreiben? Solche Fake-Einträge sind auf jeden Fall problemlos möglich, auch wenn TripAdvisor gern auf seine rigorosen Kontrollen verweist. Auch hier gilt: Ausreisser weglassen!
  • Und noch ein letzter Tipp: Nicht immer scheint der Spitzenplatz bei TripAdvisor Betriebe zu beflügeln – zuletzt habe ich das wieder in Portugal erfahren müssen. Bei den Ranglisten-Ersten macht sich auffallend oft Arroganz breit. Dann gibts nur eins: Bloss weg!
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