Tierschutz knöpft sich Blausee-Fischer vor
Quälerei-Anzeige gegen Philipp Hildebrand und seine Freunde

Dicke Post für die Besitzer des Blausees: Der Berner Tierschutz hat Anzeige wegen Tierquälerei eingereicht. Beim jährlichen Ausfischen würden die Forellen misshandelt.
Publiziert: 24.01.2017 um 13:26 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 02:50 Uhr
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Blausee-Präsident Stefan Linder (l.) und Globetrotter-Präsident André Lüthi beim Blausee-Schwimmen im letzten Dezember.
Foto: Stefan Bohrer

«Was wir am Blausee gesehen haben, möchten wir nie mehr sehen müssen», sagt Rolf Frischknecht, Präsident der Berner Tierschutzorganisation (DBT). Der Verband hat bei der zuständigen Staatsanwaltschaft Anzeige gegen die Blausee AG wegen Tierquälerei eingereicht.

Anlass ist das Ausfischen des Blausees im Kandertal im letzten Oktober. «Angeln Sie sich ohne Fischerpatent von den herrlichen alpinen Blausee-Bioforellen», schrieb die Blausee AG in der Werbung. Laut Tierschutz wurden laufend neue Fische in den Angelteich eingesetzt, um möglichst viele Touristen anzulocken. Rund acht Tonnen Fisch, mehr als 20’000 Tiere, hätten «von Hinz und Kunz gefangen, getötet und anschliessend käuflich erworben werden» können, schreibt der Tierschutz.

Besitzer gehen über die Bücher

Den Blausee-Besitzern ist das Problem bekannt. Das Ausfischen werde in dieser Form «grundsätzlich in Frage» gestellt, schreibt Verwaltungsratspräsident Stefan Linder (49) in einer Stellungnahme. Der frühere Organisator des Swiss Economic Forum besitzt zusammen mit Ex-Nationalbankpräsident Philipp Hildebrand (53) und Globetrotter-Verwaltungsratspräsident André Lüthi die Blausee AG. 

Gleichzeitig schreibt Linder, dass sich das Unternehmen der Vorschriften des Tierschutz-Gesetzes «voll und ganz bewusst» sei. Jeder Fischer erhalte ein Regelblatt, zudem patrouillierten während des Fischens Aufseher, um die Einhaltung der Vorschriften durchzusetzen.

Mit Zangen an den Fischen «herumoperiert»

Die Aufseher hätten selbst bei offensichtlichen Verstössen nicht eingegriffen, kritisiert hingegen der Tierschutz. Laien, darunter auch Kinder, hätten am Haken zappelnde Fische herumgezeigt und fotografiert, anstatt sie sofort zu töten.

Zudem hätten Touristen mit Zangen an noch lebenden Fischen «herumoperiert», um den Haken aus dem Maul der Fische zu entfernen. Wenn dies vor dem Betäubungsschlag erfolge, sei dies gesetzeswidrig, so der Tierschutz.

Linder entschuldigt sich für allfällige Verstösse. «Dass es offenbar zu Zuwiderhandlungen gekommen ist, tut uns leid», schreibt er in der Mitteilung. Offenbar seien diese den anwesenden Aufsehern entgangen. «Von unserer Seite haben wir alles daran gesetzt, die Tierschutzverordnung einzuhalten», erklärt Linder. (gs)

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