Am härtesten trifft es Exportunternehmem in der Schweiz. Sie haben den Nationalbank-Chefs vertraut, die noch vor wenigen Tagen betonten, den Euro-Mindestkurs von 1.20 Franken zu verteidigen. Seit Donnerstag ist es damit vorbei. Die Schweizer Börse verlor Hunderte von Milliarden. Der Franken stieg gestern weiter.
Längst warnen nicht nur Gewerkschaften vor den dramatischen Auswirkungen auf die Arbeitsplätze im Inland. Auch Ökonomen der Konjunkturforschungsstelle Bak Basel und der UBS rechnen für 2015 mit einem kleineren Wachstum in der Schweiz.
Thomas Jordan (51), seit 2012 Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB) wird zum Jobkiller der Nation.
Doch was Jordan verkündet, ist mehr: Eine totale Wende in der Nationalbankpolitik. Eine Abkehr von der amerikanisch-pragmatischen Haltung der vergangenen Jahre, die Jordans Vorgänger Philipp Hildebrand geprägt hatte.
Nun droht der Rückfall in eine martkliberale Denkweise, welche die Preisstabilität in den Vordergrund setzt. Ein Rückfall in die Abschottung. Als ob es seither keinen Ben Bernake (61) an der Spitze der amerikanischen Notenbank gegeben hätte, der die USA mit der expansiven Geldpolitik aus dem Schlamassel holte.
Als ob es keinen Mario Draghi (67) gäbe, der sich dafür ausgesprochen hat, alles zu unternehmen, was nötig sei, um den Euro zu retten.
Für die Rückkehr in die geldpolitische Steinzeit erhält die SNB von der konservativen Seite viel Lob. Und noch ist es tatsächlich zu früh, um ein endgültiges Urteil zu fällen.
Doch es sieht so aus, als ob genau die Politik wieder verfolgt würde, welche die Schweizer Wirtschaft in den 90er-Jahren in die Rezession führte. Eine Rezession, die uns innerhalb von nur acht Jahren 27 Prozent Inflation bescherte und 150 000 Arbeitsplätze kostete. Es werden Erinnerungen wach an die Zeit nach der Ablehnung des EWR-Beitritts 1992.
Auch der damalige Nationalbankpräsident Markus Lusser († 67) wurde als Jobkiller der Nation bezeichnet. Unter Lusser hat die SNB nach einer grossen Immobilienkrise die Zinsen so stark angehoben, den Franken künstlich stärker gemacht, dass die Exportwirtschaft bluten musste. «Geldpolitische Massnahmen eignen sich nicht zur konjunkturellen Feinsteuerung der Wirtschaft», so Lussers Credo. Das tönt erstaunlich aktuell.
Ebenso aktuell tönt, was 1999 ein gewisser Thomas J. Jordan schrieb. Der damalige wissenschaftliche Mitarbeiter der SNB und Privatdozent an der Universität Bern warnte als Co-Autor eines Aufsatzes genau vor einer Anbindung des Franken an den Euro. Jordan kommt zum Schluss, dass nur mit der Unabhängigkeit die Nationalbank flexibel auf wirtschaftliche Einflüsse reagieren könne. Gut möglich, dass sich der SNB-Chef über die Feiertage an seinen Aufsatz von damals erinnerte.