Wasser ist ein wertvolles Gut und hat seinen Preis. Das wissen besonders die St. Galler: Sie bezahlen 2.93 Franken für einen Kubikmeter. Würde die gleiche Familie in Stans wohnen, wären es 50 Rappen.
Gebührenübersicht: Wo kosten Wasser und Abwasser wie viel?
Top 5 | Rang | Wasser (in CHF) | Abwasser (in CHF) |
Günstigste | 1 | Stans (0.50) | Bellinzona (0.70) |
2 | Sitten (0.67) | Chur (0.75) | |
3 | Altdorf (0.86) | Delsberg (1.10) | |
4 | Schwyz (0.90) | Aarau (1.16) | |
5 | Bellinzona (0.96) | Lausanne (1.20) | |
Teuerste | 1 | St. Gallen (2.93) | Neuenburg, Zürich (2.53) |
2 | Bern (2.31) | Genf (2.49) | |
3 | Neuenburg, Lausanne (2.26) | Appenzell (2.48) | |
4 | Basel (2.18) | Herisau, Basel (2.30) | |
5 | Chur (1.01) | Schaffhausen (1.26) |
Was kostet Wasserverbrauch in der Schweizer Durchschnittswohnung?
Weil die Wassergebühren hierzulande Sache der Gemeinden sind, sind die Unterschiede je nach Wohnort markant: St. Gallen und Stans stecken die Spannbreite ab, der Schweizer Durchschnitt liegt bei 1.62 Franken – immer bezogen auf einen Drei-Personen-Haushalt in einer Vier-Zimmer-Wohnung.
Wasser ist Wasser – könnte man meinen. Theoretisch schon, sagt Stefan Suter, Leiter Assetmanagement und Netzwirtschaft der Industriellen Werke Basel (IWB). Doch seien es verschiedene Faktoren, die den Wasserpreis bestimmen. Bei den IWB, die im Auftrag des Stadtkantons das Wasser beschaffen und verteilen, seien die zukünftigen Kosten stark preisbestimmend. Suter: «Wir nehmen die anstehenden Investitionen als Basis.»
Die Basler Wasserversorgung läuft zum Teil noch durch Leitungen aus den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts. Mit den Gebühren helfen die rund 230'000 von den IWB versorgten Menschen und Unternehmen mit, das Wassernetz à jour zu halten.
Die Gewinnungsart bestimmt die unterschiedlichen Wasserkosten: Seewasser kostet 40 Rappen mehr
Pro Kopf der Bevölkerung liegt der Verbrauch von Leitungswasser bei gut 300 Litern täglich. Ohne Industrie und Gewerbe sind es 150. Fast ein Drittel davon geht die Toilette runter, für Baden und Duschen braucht es knapp einen Viertel.
Das Trinkwasser der Schweiz setzt sich zusammen aus je 40 Prozent Grund- und Quellwasser und 20 Prozent See- und Flusswasser. In Basel-Stadt handelt es sich zu einem grossen Teil um Grundwasser, das mit Wasser aus dem Rhein angereichert und dann biologisch im Waldboden gereinigt wird. Städte wie Zürich oder Neuenburg bedienen sich aus ihren Seen.
Die Gewinnungsart hat Einfluss auf den Preis. Besonders ins Gewicht fällt die mehrstufige Aufbereitung von Seewasser; hier liegen die Zusatzkosten bei 40 Rappen pro Kubikmeter Trinkwasser. Ebenfalls ins Geld geht, wenn der Transport nicht ohne energieaufwendige Pumpen funktioniert.
Für Max Maurer, ETH-Professor und Leiter Siedlungswasserwirtschaft am Wasserforschungsinstitut Eawag in Dübendorf ZH, erklären sich die kommunalen Preisunterschiede für Trinkwasser so: «In vielen Gemeinden mit tiefen Wassergebühren bezahlen die Leute nicht die echten Kosten der Wasserversorgungen.» Sie würden von dem profitieren, was die letzte Generation gebaut und bezahlt habe. Gleichzeitig würden die nötigen Investitionen oft auf die nächste Generation geschoben. «Es muss wieder investiert werden», sagt Maurer. «Und damit werden an den meisten Orten in den nächsten Jahren und Jahrzehnten die Gebühren massiv steigen.»
Die Abwassergebühren werden um 15 Prozent steigen
Klar steigende Tendenz zeigen auch die Gebühren für Abwasser, sagt Preisüberwacher Stefan Meierhans – und zwar um 15 Prozent pro Kubikmeter oder rund 9 Franken pro Kopf.
Das hat zwei Gründe: Einerseits hat das eidgenössische Parlament 2014 das Gewässerschutzgesetz angepasst: In den nächsten 20 Jahren werden rund 100 Abwasserreinigungsanlagen so nachgerüstet, dass sie künftig auch Mikroverunreinigungen wie Arzneimittel, Biozide, Lebensmittelzusätze, Imprägnierungsmittel oder Farben aus dem Wasserkreislauf beseitigen. Bisher können diese Anlagen erst Stickstoffe, Phosphor und Kohlenstoff entfernen. Die anfallenden Mehrkosten betragen 1,2 Milliarden Franken.
Andererseits muss man die Abwasserleitungen erneuern. Eine Studie des Gottlieb Duttweiler Instituts von Ende 2013 zeigte auf, dass die Leitungen veraltet und oft marode seien. Die Studie machte einen Investitionsbedarf von «hohen zweistelligen Milliardenbeträgen» aus. Viele Hausbesitzer werden doppelt ins Portemonnaie greifen müssen. Denn oft sind die Hausanschlüsse zur öffentlichen Kanalisation in einem noch schlechteren Zustand als die Leitungen der Gemeinden.
Der Wasserwissenschaftler Max Maurer mahnt deshalb eindringlich: «Wenn wir unsere Kosten und Pflichten heute nicht übernehmen, so muss das halt einfach eine der nächsten Generationen machen.»