«Die Transaktion macht strategisch extrem viel Sinn», sagte einer der zehn grössten Eigner der Nachrichtenagentur Reuters. Der Kaufpreis von 6,3 Milliarden Franken in bar sei zwar nicht billig.
«Aber ich habe lieber eine gute Transaktion und bezahle etwas mehr als eine schlechte Transaktion, die ich günstig bekomme.» Auch zwei weitere der 20 wichtigsten Sunrise-Aktionäre stellten sich hinter die grösste Übernahme in der Schweizer Telekom-Branche.
Die vor allem im Mobilfunk starke Sunrise will UPC vom US-Kabelriesen Liberty Global übernehmen. Dank Bündel-Angeboten für Mobilfunk, Breitband-Internet, TV und Festnetz soll das fusionierte Unternehmen Marktanteile gewinnen.
Doch die deutsche Freenet, die rund ein Viertel der Anteile an Sunrise hält, bekämpft den Deal ebenso wie der aktivistische Investor Active Ownership Capital (AOC) und weitere Aktionäre. Neben dem Preis stören sie sich vor allem am Volumen der zur Finanzierung geplanten Kapitalerhöhung von bis zu 4,1 Milliarden Franken.
«Die Dealstruktur ist nicht optimal», räumt auch ein Befürworter ein, der rund 0,7 Prozent an Sunrise hält. Er hätte es bevorzugt, wenn Liberty teilweise in Sunrise-Aktien bezahlt worden wäre und diese Beteiligung ein paar Jahre behalten hätte. Damit hätten die Amerikaner auch die möglichen Risiken mitgetragen.
«Dennoch erachten wir den vorliegenden Deal als besser als keinen Deal.» Durch den Zusammenschluss könne Sunrise attraktivere Bündel-Angebote aus einer Hand auf den Markt bringen. Bisher mietet Sunrise das Netz der Rivalin Swisscom.
Ähnlich äusserte sich auch ein dritter Top-Investor. Zusammen würden die Firmen zu einem gefährlicheren Konkurrenten für den Marktführer Swisscom. «Es hilft, mehr Masse zu haben.» Damit könnten auch die Kosten gesenkt werden. Die von Sunrise in Aussicht gestellten Synergien erachtete er dabei als konservativ. «Ich gehe davon aus, dass sie mehr liefern werden.» Die strategische Logik des Deals sei insgesamt überzeugend.
Sunrise und Freenet haben in den letzten Tagen intensiv um Unterstützung für ihre jeweilige Position bei den Investoren geworben. Sunrise habe auf der Roadshow mit dem grössten Teil der Aktionäre gesprochen, sagte Finanzchef André Krause. Dass das Unternehmen in Aussicht gestellt habe, einen Teil der Kapitalerhöhung durch höhere Schulden zu ersetzen, werde sehr positiv gesehen. «Basierend auf dem Feedback gehen wir weiter davon aus, dass unsere Shareholder die Transaktion auf der ausserordentlichen Generalversammlung unterstützen.»
Weniger sicher sind die drei Aktionäre, die sich für den Zukauf aussprechen. Zwei der drei wagten keine Prognose, während der dritte die Erfolgschance als gering einstuft. Einer gab zu bedenken, dass die Gegner solcher Transaktionen üblicherweise wesentlich lauter auftreten als die Befürworter.
Einig sind sich die drei Aktionäre, dass die Aktie zumindest kurzfristig anziehen dürfte, auch wenn der Deal platzt. Langfristig hätten die Sunrise-Titel nach Einschätzung des Top-10-Investors jedoch zusammen mit UPC deutlich mehr Potenzial.
«Über fünf bis zehn Jahre liegt eine Verdoppelung schon drin.» Gehe Sunrise dagegen leer aus, könnte UPC an den vierten Anbieter - die vom französischen Milliardär Xavier Niel kontrollierte Salt - gehen und Sunrise damit auf den unattraktiven dritten Platz in der Schweiz verbannen.
(SDA)